Das mittlerweile in der heimischen Musikwelt etablierte Austropop-Duo "Seiler und Speer", das vor zwei Jahren mit "Ham kummst" (übrigens noch immer in den heimischen Album-Verkaufscharts vertreten, auf Platz 29, seit 100 Wochen) so durchstartete, dass selbst das Formatradio nicht mehr weghören konnte, legt heute sein zweites Album mit dem Namen "und weida?" vor. Zwölf Titel haben es auf die Platte geschafft.

Das zweite Album ist besonders schwierig, heißt es. Vor allem, wenn das erste so eingeschlagen hat. Wie sah Eure Zielsetzung aus?

Christopher Seiler: Wir haben zu Beginn gar nicht gewusst, was wir wollten. Wir haben uns jetzt zwei Jahre Zeit gelassen. Uns war wichtig, dass die Qualität passt und nicht, dass es nahtlos an den Erfolg des ersten Albums anschließt, weil es genauso klingt. Wenn jemand sagt, dass ihm nur "Ham kummst" gefallen hat und er jetzt mit unserer Musik nichts mehr anfangen kann, dann ist mir das nicht so wichtig. Wir wollten kein "Ham kummst zwei" machen.

Was genau meinst Du mit Qualität?

Seiler: Man soll hören, dass da echte Musiker am Werk sind. Dass die Texte auch zweideutiger sind, sodass man nach dem ersten Mal anhören nicht schon genau weiß, was wir damit meinen. Wir werden immer gefragt, ob wir Austropopper sind. Wenn ich uns in dieser Tradition sehe - was auch immer das genau sein soll - dann eher auf der lyrischen Seite des Austropop.

Konntet Ihr Eure Vorstellungen umsetzen?

Seiler: Ich habe mir erst gestern das Album richtig angehört. Erst jetzt hatte ich die notwendige Distanz dazu. Und ich kann sagen: Ich bin sehr zufrieden.

Wie lange haben die Aufnahmen gedauert?

Seiler: Wir waren drei Wochen im Studio. Die meisten Songs sind auf der Tour entstanden. Beim Einspielen sind wir immer recht fix.

Auf Tour? Eher zu Mittag im Tourbus oder eher nach der Show bei einem Bier?

Seiler: Eher nach der Show. Bei, sagen wir mal, einem Bier.

Wer hat die Songs geschrieben?

Seiler:  Wieder Bernhard und ich. Mit dem Unterschied, dass ich jetzt GarageBand am Handy habe und nicht mehr jedes Mal mit meiner Idee zum Bernhard rennen muss, damit er mir das spielt. Es ist nach wie vor eine Symbiose. Und unser Produzent Daniel Fellner ist auch sehr wichtig. Er produziert uns nicht einfach. Er ist genauso drauf wie wir und mit ihm entstehen dann noch Dinge. Bei einem Major Label kann es passieren, dass man nicht viel mitzureden hat. Das wollen wir nicht. Kategorisch ausschließen würde ich einen Deal mit einer großen Firma deshalb aber nicht. Jetzt sind wir ja in einer Position, wo unsere Wünsche Gewicht haben. Als "frisch G'fangener" tut man sich damit vielleicht noch schwerer.

Was das neue Album "und weida?" angeht, fällt ein Song besonders aus der Reihe: "A letztes Schluckerl". Was hat es damit auf sich?

Seiler: Das ist allein Bernhards Werk, er hat es auch eingesungen. Mit dieser Nummer habe ich gar nix am Hut. Er hat sich das so gewünscht. Ich finde es schön, dass das so auffällt und sich damit klar von "Seiler und Speer" unterscheidet.

Welchen Stellenwert hat Eure Serie "Horvathslos" gegenwärtig?

Seiler: Wir haben die dritte Staffel so geschrieben, dass es eigentlich ein offenes Ende gibt. Weil ich nicht gewusst habe, ob ich die Figur noch einmal spielen möchte. Ich habe mich auch schauspielerisch weiterentwickelt. Aber dann hatte ich wieder Ideen und damit kam die Motivation, beim Bernhard sowieso. Es wird also eine vierte Staffel geben, aber ich glaube, dann ist Schluss. Dann haben wir 36 Folgen ohne Förderung, ohne Sponsor abgedreht. Darauf kann man schon stolz sein, denke ich.

Im Fernseher ist die Folge ja nie gelaufen, nur auf Youtube ...

Seiler: Ja. Wir wollten damit ins Fernsehen, aber wir hätten dafür nur ein Butterbrot bekommen bzw. sind gleich abgelehnt worden. Erst mit dem Erfolg kam dann das Interesse an "Horvathslos", aber dann haben wir abgelehnt. Ich glaube, wir sind da ziemlich nachtragend. Das bedeutet aber nicht, dass wir nie im TV laufen werden. Aber mit anderen Ideen.

Zum Beispiel?

Seiler: Wir spielen die Figuren "Xandl und Franz", damit möchten wir arbeiten. Das soll eine Comedyserie werden, auf dem Niveau von "Family Guy". Die kommen auch im Video von "Ham kummst" vor. Da gibt es schon einige Ideen. Auch für den Namen: "XuF - Xandl und Franz". Aber das wird erst geschehen, wenn wir das gutheißen. Der ORF wartet schon seit zwei Jahren darauf. Vorher möchte ich aber noch ein Buch herausbringen und mit einem Kabarettprogramm auf Tour gehen.

Und am 29. April startet die Tour von "Seiler und Speer" im Wiener Prater. Ihr habt also viel vor.

Seiler: Ja, wir spielen in Österreich und Deutschland. Aber ich war lange auf Urlaub und meine Akkus sind voll. Außerdem werde ich es ruhiger angehen. Da hat sich schon einiges verändert. Zum Beispiel ernähre ich mich jetzt vegetarisch. Und nach den Shows kann man auch mal in Ruhe ein Buch lesen und nicht in die nächste Bar gehen.

Bei Eurem letzten Konzert in Wien musstet Ihr unter Polizeischutz auftreten, weil Dir nach einem Facebook-Posting zur Präsidentschaftswahl gedroht wurde. Wie hat sich diese Situation auf Dich ausgewirkt?

Seiler: Ich werde weiterhin meine Meinung sagen. Wenn mich etwas ärgert, das gesellschaftspolitische Relevanz hat, dann geht mich das als Teil dieser Gesellschaft etwas an. Und, na klar, dann mache ich meinen Mund auf.