Ein bisschen sieht sie so aus, als hätte sich eine Nachfahrin von Kiki Kogelnik statt an „Venetian Heads“ an einem „Hamburgian House“ aus Glas erprobt. Aber die Elbphilharmonie mit ihrem Kronendach entstammt ja den Köpfen des renommierten Basler Architekturbüros Herzog & De Meuron.

Fertiggestellt? Letzten Oktober statt wie geplant 2010. Kostenpunkt? 865 statt ursprünglich errechneter 77 Millionen Euro. Doch trotz dieses zeitlich und finanziell völlig aus den Fugen geratenen Bauabenteuers haben die Hamburger nicht nur endlich ihr neues Wahrzeichen. Sondern sie sind - mit Achselzucken über die exorbitante Kostenentwicklung - auch noch mächtig stolz auf den imposanten Koloss an der Spitze der Hafencity; nur beim Richtfest bebrüllten einige Demonstranten das Gebäude als „Schandmal für die Reichen“.

Das Multifunktionshaus mit dem 2100 Zuhörer fassenden Konzertsaal im Kern ist 110 Meter hoch (zum Vergleich: Die UNO-City in Wien misst 120 Meter). Auf den Sockel des ehemaligen Kaispeichers wurde ein gläserner Aufbau in Form einer Wasserwelle respektive eines Quarzkristalls gesetzt. Die „Elphi“, wie der Kosename des in vielerlei Hinsicht herausragenden Baujuwels längst lautet, ist das Leitprojekt auf dem Areal der Hamburger Hafencity: Im Rahmen des größten Stadtentwicklungsprojekts in Europa sollen dort bis Mitte der 2020er-Jahre Wohneinheiten für bis zu 12.000 Personen und Arbeitsplätze für bis zu 45.000 Menschen entstehen.

Stapellauf

Nun läuft die „Elphi“ also offiziell vom Stapel: Der Wiener Christoph Lieben-Seutter (52), seit 2007 nervenstarker Generalintendant des Hauses und letzten Juni bis 2021 verlängert, lädt heute in den großen Saal, wo das für den Bau umbenannte NDR Elbphilharmonie Orchester unter seinem Chefdirigenten Thomas Hengelbrock ein illustres Programm spielt, zu dem etwa Wolfgang Rihms Auftragswerk „Reminiszenz“ zählt. Tags darauf steht die Inauguration des kleinen Saales mit seinen gut 500 Plätzen an, wo das Haus-Ensemble Resonanz unter anderem das neue Werk „Release“ des Grazers Georg Friedrich Haas auspackt.

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Die Elbphilharmonie - spektakuläres Baujuwel