Der deutsche Liedermacher Wolf Biermann hat am Sonntagabend seinen 80. Geburtstag mit einem Jazzkonzert im ausverkauften Hamburger Thalia Theater gefeiert. Gemeinsam mit dem fulminanten Zentralquartett und seiner Frau, der Sängerin Pamela Biermann, präsentierte der Künstler, der 1976 aus der DDR ausgebürgert wurde, eigene Klassiker wie "Nur wer sich ändert, bleibt sich treu" und "Soldat, Soldat".

Zuvor hatte Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz in einer Ansprache Leben und Werk Biermanns gewürdigt, der derzeit auch mit seiner Autobiografie "Warte nicht auf bessre Zeiten!" Furore macht. Am Freitagabend hatten Biermann und seine Kollegen bereits vor deutscher Politprominenz im Berliner Ensemble gastiert. Biermann wurde am 15. November 1936 als Sohn eines kommunistischen jüdischen Arbeiters in Hamburg geboren.

Wenige Wochen vor seinem 80. Geburtstag am Dienstag (15. November) erschien seine Autobiografie "Warte nicht auf bessre Zeiten!" - und katapultierte den Liedermacher und einstigen DDR-Kritiker wieder ins Rampenlicht. Kein Sender, keine Zeitung, kaum eine Talkrunde, die an dieser sehr persönlich gefärbten Lebensgeschichte vorbeikam.

Die historische Figur

Nun also der runde Geburtstag, der praktisch mit dem 40. Jahrestag seiner Ausbürgerung aus der DDR zusammenfiel. Der unerwartete Widerstand prominenter DDR-Künstler wie Christa Wolf, Stephan Hermlin und Heiner Müller gegen die Verbannung des populären Barden läutete damals den Anfang vom Ende der DDR ein. Biermann wurde zu der historischen Figur, die er heute ist.

Kurz zuvor hatte der wortmächtige Poet sein legendäres Kölner Konzert gegeben. Nach elfjährigem Berufsverbot war ihm von den SED-Oberen überraschend erlaubt worden, am 13. November 1976, dem Geburtstag seines schmerzlich vermissten Vaters, für die Metaller-Gewerkschaft in der Sporthalle Köln aufzutreten.

Viereinhalb Stunden stand er da vor ausverkauftem Haus und gab seine ruppigen Spottlieder zum Besten. "Dabei ahnte ich natürlich nicht, dass ich auch den ganzen Abend nur brav 'Hänschen klein, ging allein' hätte singen können", notiert er in seinen Memoiren. "Die (drei Tage später erfolgte, Anm.) Ausbürgerung war ja längst beschlossen."