Literaturnobelpreisträger Bob Dylan kommt im Dezember nicht zur Preisverleihung nach Stockholm. Der US-Rocksänger habe am Dienstag per Brief abgesagt, teilte die Schwedische Akademie am Mittwoch mit. "Er wünschte, er könnte den Preis persönlich entgegennehmen, aber andere Verpflichtungen machen das leider unmöglich. Er betonte, dass er sich durch den Nobelpreis sehr geehrt fühlt."

Dylan hatte die diesjährige Auszeichnung im Oktober als erster Songschreiber für seine poetischen Neuschöpfungen in der amerikanischen Songtradition zuerkannt bekommen. Der 75-Jährige gilt als einer der einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts.

Vortrag ist jedoch verpflichtend

Die Akademie erklärte, sie respektiere die Entscheidung. "Dass ein Nobelpreisträger nicht nach Stockholm reisen kann, um den Preis entgegenzunehmen, ist ungewöhnlich, aber nicht außergewöhnlich", schrieb die Jury. Auch andere Preisträger hätten aus verschiedenen Gründen für die Preisverleihung abgesagt - etwa Doris Lessing, Harold Pinter und Elfriede Jelinek. Die Kanadierin Alice Munro, die den Preis 2013 bekam, hatte die Reise aus gesundheitlichen Gründen nicht antreten können.

Den Preis bleibe ihm trotz seiner Abwesenheit bei der Preisverleihung am 10. Dezember - Alfred Nobels Todestag - zuerkannt, erklärte die Akademie. Unter einer Bedingung: "Wir freuen uns auf Bob Dylans Nobel-Vorlesung, die er - das ist die einzige Voraussetzung - innerhalb von sechs Monaten ab dem 10. Dezember 2016 halten muss." Traditionell halten die Nobelpreisträger in der Woche vor der Verleihung eine Nobel-Rede.

Mit zweiwöchiger Verspätung hat der US-Musiker auf die Verleihung des Literaturnobelpreises reagiert. Er nehme die Auszeichnung selbstverständlich an, sagte der 75-Jährige nach Angaben der Schwedischen Akademie. In einem Interview kündigte Dylan außerdem an, zur Preisverleihung nach Stockholm zu reisen. Dort soll er eine Rede halten - oder ein Lied singen. "Ob ich den Preis annehme? Natürlich", zitierte die Schwedische Akademie Dylan damals. Die Auszeichnung habe ihn "sprachlos" gemacht, sagte er demnach in einem Telefonat mit der ständigen Sekretärin der Akademie, Sara Danius.

Sara Danius bei der Zuerkennung des Nobelpreises an Bob Dylan
Sara Danius bei der Zuerkennung des Nobelpreises an Bob Dylan © APA

Zum Preis gehören eine Urkunde - das sogenannte Nobel-Diplom -, eine Medaille und ein Dokument, auf dem die Dotierung von acht Millionen schwedischen Kronen (rund 810.000 Euro) vermerkt ist. Auf welchem Wege Dylan Medaille und Schriftstücke nun bekommen soll, war zunächst unklar.