Pearl Jam sind Mitte der 90er-Jahre gleich an mehreren Weggabelungen gestanden. In dieser Zeit entstanden zwei großartige Alben, "No Code" und "Yield", die eine Arbeit schwieriger und weniger zugänglich, die andere gefälliger. Beide Klassiker der Rockband aus Seattle erscheinen am Freitag in originalgetreuer Aufmachung neu auf Vinyl. Zuletzt wurden die LPs zu horrenden Preisen gehandelt.

Die Gruppe hatte sich nach Erscheinen ihrer dritten Platte "Vitalogy" (1994) mit Ticketmaster angelegt. Man wollte nur noch dort auftreten, wo diese Firma nicht die Eintrittspreise diktiert, so Pearl Jam. Die entsprechende Tournee konfrontierte die Band mit zahlreichen Schwierigkeiten. Außerdem haderten Pearl Jam mit ihrem Erfolg, man wollte nicht "Nachfolger von Nirvana" sein. Und mit Jack Irons hatte man einen neuen Schlagzeuger an Bord.

"No Code"

Am 11. Juli 1995 gab die Gruppe mitten in einer Hitzewelle ein 31 Songs umfassendes, schweißtreibendes Konzert in Chicago. Bereits am Tag darauf fand man sich in der US-Stadt in einem Studio wieder, um die ersten Takes für Album Nummer vier aufzunehmen. "Bei 'No Code' haben wir viel gejammt", erinnert sich Irons in dem Buch "PJ 20". Es wurde viel ausprobiert - Tribal-Beats, Sitar, Piano und funkige Grooves. Sänger Eddie Vedder brachte das wild-rockige "Habit" und das wütend-punkige "Lukin" zu den Sessions. Als Opener wurde das leise "Sometimes" ausgewählt.

Ist "No Code" experimentell, aufgelockert mit Rock-Hymnen, erinnert der Nachfolger "Yield" dann schon mehr an die früheren Tage von Pearl Jam. Die Gruppe hatte sich mit ihrem Status arrangiert und auch eine neue Art der Zusammenarbeit gefunden, nachdem man beim Vorgänger noch das Gefühl hatte, Vedder und seine Mitstreiter rittern um die Bandführung. Album Nummer fünf wurde wie die Scheiben zuvor von Brendan O'Brien produziert. Ihm wird große Bedeutung bei der Entwicklung der Musik zugesprochen.

"Yield" verkaufte sich deutlich besser als "No Code". Im Rückblick ist "No Code" aber enorm wichtig für die kreative Bandbreite der Band, "Yield" ein geradliniges Rockalbum mit Fan-Favoriten wie "Wishlist" und "Given To Fly". Beide sind in Würde gealtert. Und beide haben preisgekrönte Cover-Artworks. Die Verpackung von "No Code" etwa besteht aus einem zusammengefalteten Poster aus vielen Polaroids. Aus der Ferne betrachtet erkennt man ein Logo. Alle fünf 7"-Auskopplungen von den beiden Alben kommen übrigens ebenfalls wieder in den Handel.