Enissa Amani („Fack ju Göhte 2“) wird in Deutschland als Shootingstar der Stand-Up-Comedy gefeiert. Die im Iran geborene Deutsche wurde vor fünf Jahren von Stefan Raab entdeckt, danach folgte mit dem „Studio Amani“ auf ProSieben eine eigene Late Night Show. Ab morgen ist die 36-Jährige als erste deutschsprachige Comedienne in einer Netflix-Show zu sehen.


Frau Amani, Sie sagen in Ihrem Netflix-Special, Sie hätten den coolsten Job der Welt. Gab es einen beruflichen Plan B?
Enissa Amani: Mein großer Wunsch war eigentlich, Autorin zu werden, vielleicht mit einem kleinen Buch mit lustigen kurzen Geschichten über meine Familie. Über die Schreiberei ist irgendwann die Comedy entstanden.


Was ist der Unterschied zwischen Kabarett und Comedy? Ist Comedy demokratischer?
Ich sehe mich schon ganz klar als Standupperin. Ich empfinde es trotzdem als große Ehre und als Ritterschlag, wenn’s heißt, „sie passt auch ins Kabarett“. Aber ich würde mich selbst nicht Kabarettistin nennen. Ich bin Standupperin, ich freue mich sehr, dass es diese Kunst gibt, ich liebe es, mit einem Mikro auf der Bühne zu stehen und mit den Leuten in so einen lässigen Dialog zu verfallen. Darauf bin ich auch sehr stolz: Ich habe tatsächlich ein sehr gemischtes Publikum.


Warum ist Ihnen das wichtig?
Comedy heißt für mich, dass ich alle abholen kann, dass es nicht nur eine Zielgruppe gibt. Ich kenne Kollegen, die spielen sehr viel größer als ich, aber die spielen nur eine bestimmte Zielgruppe an. Auch wenn ich fünfmal mehr Tickets verkaufen würde, wenn es nur für eine Sparte von Leuten wäre, würde mir das keinen Spaß machen.


Wer waren Ihre Vorbilder?
Ich schau mehr Filme, kaum Comedy und Kabarett. Ich bin so eine, die dann bei irgend einer Show sitzt und dann tritt da jemand auf, und ich sage, oh mein Gott, der ist so gut, kann den mal jemand unter Vertrag nehmen, hat den schon jemand entdeckt? Und dann sagt mir jemand, Enissa, bitte, das ist Josef Hader, jeder kennt den. Ich bin nicht ignorant oder mir zu gut, ich bin einfach nicht damit aufgewachsen, Comedy und Kabarett zu sehen.


Was erspart man sich im Leben, wenn man in einem feministischen Haushalt aufwächst?
Mit meiner Mama bin ich mit viel Kunst aufgewachsen. Meine Mutter hat Medizin studiert, war aber im Herzen eine Künstlerin, hat gemalt, hat mich überall mitgezerrt, in jede Galerie, in jede Ausstellung. Erspart hab ich mir, dass ich durch meine Mutter gelernt habe, dass ich nicht dulden würde, wenn jemand mich als Mensch zweiter Klasse betrachtet, weil ich Frau bin. Da gibt’s von Simone de Beauvoir das berühmte Buch „Das andere Geschlecht“, das passiert einfach nicht.