Im Rahmen einer Rede warnte „Report“-Chef Robert Wiesner jüngst vor Gefahren für die hohe journalistische Freiheit im ORF. Die größte Gefahr für den Journalismus und dessen Unabhängigkeit komme laut Wiesner aktuell aber nicht von außen oder aus Chefetagen, sondern aus den eigenen Reihen. Wiesner brachte ein Beispiel aus der Vorwoche, als ein ÖVP-Mann in der Redaktion anrief, um auf Folgendes hinzuweisen: „Man sollte nicht übersehen, dass SPÖ-Chef Kern in seiner Pressekonferenz soeben gesagt habe, sein Plan A sei sogar für seine eigenen Wähler zu schwer zu verstehen.“ In der „Report“-Redaktion habe man laut Wiesner „über den mäßig raffinierten Versuch, uns einen Spin anzudrehen“, geschmunzelt. In der Zeit im Bild hingegen wurde der Kern-Sager sowohl in einem Beitrag als auch in einer Analyse von Hans Bürger erwähnt. Innenpolitikchef Bürger schrieb darauf in einem Mail an den ORF-Chef u. a.: „Illoyalität und Nestbeschmutzung ist immer abzulehnen, auch wenn es das Ego noch so befriedigt.“ Zudem wurde das Kern-Zitat von der Redaktion ausgewählt.

Am Donnerstagnachmittag gab es eine gemeinsame Erklärung von "Report" und Zeit im Bild, die Sie folgend im Wortlaut lesen können:

Klarstellung nach Missverständnissen

Auf Initiative der Redakteursvertretung gab es heute eine Aussprache anlässlich der medialen Berichterstattung über die Rede von Robert Wiesner bei der Rhode-Preisverleihung:

Berichte über einen Konflikt zwischen der ZiB-Redaktion und dem "Report" basierten demnach auf missverständlichen Formulierungen. "Report"-Chef Robert Wiesner hat gegenüber der ZiB-Redaktion festgestellt, dass ein von ihm zitiertes Beispiel in seiner Rede falsch war und er sich in der Zwischenzeit überzeugen konnte, dass die ZiB-Redaktion journalistisch redlich vorgegangen ist.

Nach einer Aussprache zwischen der Magazin-Leitung und der ZiB-Redaktion hält auch Innenpolitik-Ressortleiter Hans Bürger die Missverständnisse für ausgeräumt.

"Zeit im Bild" und "Report" sind selbstverständlich gemeinsamen journalistischen Standards verpflichtet, nämlich der Unabhängigkeit und Objektivität. Und folgen diesen Grundsätzen in der täglichen Berichterstattung unbeeinflusst von Zurufen von außen.

Der Redakteursrat

Dieter Bornemann, Peter Daser, Margit Schuschou