Der steirische Süden: bestimmt durch eine malerische Hügellandschaft und sattes Grün. Oder aber auch: Pilgerort für Weinkenner und all jene, die es noch werden möchten. Für viele ist die Region mittlerweile zum Inbegriff des Idylls geworden. Und identitätsstiftend. Die Lebenswirklichkeit der ansässigen Menschen sah aber lange Zeit anders aus.

Das Grenzgebiet zwischen der Südsteiermark und der (ehemaligen) Untersteiermark, der sogenannten Stajerska, war lange Zeit ein zerschnittener Kulturraum. Familie Tertinjek weiß viel darüber zu erzählen: Die Grenze zwischen Österreich und Slowenien verläuft direkt hinter ihrem „Serschenhof“ auf einem Hügel über Leutschach. Sie selbst gerieten mehr als einmal zwischen die Fronten.

Für die „Universum History“-Dokumentation „Steiermark - Verbunden über alle Grenzen“ von Regisseur Gernot Lercher haben die Tertinjeks das Familienalbum geöffnet. Es sind die Spuren einer traumatischen Vergangenheit, die durch historische Spielszenen ergänzt wurden - angefangen in der Monarchie, als man noch Seite an Seite sein Leben führte. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurden die Grenzen neu verhandelt. Während die allgemeine Frage nach Zugehörigkeit laut wurde, kämpften die Tertinjeks damals um jeden Meter ihres Hofes.

Grenzgeschichte einer Familie

Als Adolf Hitlers Schutzstaffel und Josip Broz Titos Partisanen mit dem Gewehr im Anschlag die kleine Welt zwischen den Fronten zum Bersten brachten, war auch der Besitz der Familie nicht sicher. Entstehende Parallelwelten im Kalten Krieg und Nachbarschaftshilfe zur Zeit der Balkankrise - die Tertinjeks führten stets ein Leben zwischen einer scharfen Trennlinie und grenzüberschreitenden Wünschen. Das Ringen nach Identität ist geblieben. Das heißt aber nicht, dass man sich festlegen muss: Biserka Tertinjek, im ehemaligen Jugoslawien aufgewachsen, sieht sich als „doppelte Steirerin“. Zugehörigkeitsgefühl hat für sie nichts damit zu tun, auf welcher Seite der Grenze man lebe oder was im Pass stehe.

Neben der tief gehenden Geschichte der Tertinjeks besucht Gernot Lerchers 45-Minüter geschichtsträchtige Plätze aus dem Leben der Familie - unter anderem eine verfallene Grenzkasere und ein Partisanenlazarett. Außerdem wird mit Filmmaterial aus slowenischen Archiven aufgewartet.

Die Dokumentation einer wechselvollen Entwicklung der Region ist am Dienstag, 17. Oktober, um 21.05 Uhr in ORF 2 zu sehen und danach eine Woche in der Mediathek.