Genau 987 Singles in 202 Sendungen hat Elizabeth T. Spira (74) in den vergangenen 20 Jahren für "Liebesg'schichten und Heiratssachen" porträtiert. 271 von ihnen konnten bisher ihr Glück finden (und wollten es mit der Öffentlichkeit auch teilen), 46 Paare gaben einander das Jawort, und sogar vier Babys erblickten bisher das Licht der Welt. Mit der traditionellen Rückschau am Montagabend die 21. Staffel (ORF 2, 20.15 Uhr).

Frau Spira, seit 20 Jahren haben Sie für die "Liebesg'schichten" annähernd 1000 Wohnungen betreten. Die Wohnungen der Österreicher künden von Südseeträumen und vom Alm-Öhi.
ELIZABETH T. SPIRA: Das ändert sich ein bisschen. Südseeträume waren einmal, die findet man nur mehr in älteren Wohnungen. Dann gab's die Gebirgswohnungen, die gibt's auch nicht mehr allzu häufig, dann kam Asien und jetzt dominiert Afrika. Die Wohnungen sind vollgeräumt mit afrikanischen Sachen wie Elefanten und Masken. Wenn ich frage, „Waren Sie schon einmal in Afrika?“, dann höre ich die Antwort: „Nein, nein, das kriegen Sie alles im Einrichtungshaus.“

Entsteht da ein heimeliges Gefühl?
ELIZABETH T. SPIRA: Nein, aber das stört mich alles überhaupt nicht.

Alles? Das glaube ich nicht.
ELIZABETH T. SPIRA: Also, wenn's dreckig ist. Es gibt sehr schmuddelige Wohnungen, wo man weder aufs Klo gehen oder sich nicht einmal Hände waschen möchte, weil man nichts angreifen will. Natürlich wird das gefilmt, man muss ja irgendwie vorwarnen. Ich denke mir, eine Frau kann ja dort nur hingehen, wenn sie dieses Schmuddelige nicht stört. Es gibt wirklich nette Männer, in deren Wohnungen halt alles klebt und pickt oder Essensreste und Zeitungsstöße herumstehen.

Mit Zeitungsstößen bin ich sogar per Du.
ELIZABETH T. SPIRA: Ich auch. In mein Schlafzimmer darf auch niemand kommen, das ist auch voll mit allen möglichen Dingen.

Wie ist heuer die Altersstreuung? Ist wieder jemand mit 90 plus dabei?
ELIZABETH T. SPIRA: Eine Neunzigjährige haben wir bisher noch nicht. So zwischen 40 und 80. Die über 90-jährige Dame hat sich im Vorjahr auch erst im August gemeldet.

Spira und Kathrin Zechner mit Fredi (95) und Rosa-Maria" (96), die durch die Sendung 2016 zusammenfanden
Spira und Kathrin Zechner mit Fredi (95) und Rosa-Maria" (96), die durch die Sendung 2016 zusammenfanden © ORF

Vorarlberger scheinen bei Ihnen nie vorzukommen.
ELIZABETH T. SPIRA: Wenn ich mich recht erinnere, haben wir ein Mal einen Mann gehabt, der ziemlich lustig war. Burgenländer melden sich auch ganz wenige.

Sind sie g'schamig?
ELIZABETH T. SPIRA: Vermutlich, die trauen sich nicht so recht. Aber dafür die Kärntner und die Steirer, auf die können wir zählen.

In Ihren Sendungen gibt es eine auffällige Streuung: starke, selbstbewusste Frauen, dann wieder eher schüchterne Männer. Wie schaut es heuer aus?
ELIZABETH T. SPIRA: Wir haben ein paar Verrückte, was schön ist.

Wie äußert sich das?
ELIZABETH T. SPIRA: Das werde ich nicht verraten. Verrückt ist vielleicht nicht das ganz richtige Wort, aber es gibt ein paar sehr spannende Geschichten. Vielleicht ein bisschen verhaltensoriginell, aber nicht doof, sondern eher kreativ. Und die selbstbewussten Frauen, die sind im Vormarsch, die kannst du nicht stoppen, die sind unbremsbar. Die fordern das Gleiche wie die Männer und haben deshalb Schwierigkeiten, zusammenzukommen. Wer zu viel fordert, kriegt's nicht. Wenn ein 60- oder 70-jähriger Mann eine 30-jährige Frau will, muss er schon sehr viel Geld haben oder berühmt sein, dass sie ihn nimmt. Das ist bei Frauen auch so: Wenn eine 70-Jährige sagt, ich will einen viel Jüngeren, dann muss sie etwas zu bieten haben und das ist meist Zaster. Meist funktioniert es nicht, weil das Leben kein Wunschkonzert ist, wie wir wissen.

Die Spira-Festspiele im Sommer mit „Liebesg'schichten und Heiratssachen“ ab Montagabend und den Wiederholungen von „Alltagsgeschichten“ seit Sonntag ab 23.05 Uhr sind gute ORF-Tradition. Sie sichern dem Unternehmen Topquoten. Wie zeigt sich der Generaldirektor dafür eigentlich erkenntlich? Gar nicht, mit einem feuchten Händedruck oder einer hässlichen Urkunde?
ELIZABETH T. SPIRA: Urkunde? Habe ich noch nie eine bekommen. Der frühere Generalintendant Gerd Bacher hat einen Golddukaten hergeschenkt, wenn er sich gefreut hat. Den kriegen wir auch nicht.

Ist Alexander Wrabetz etwa ein knausriger Chef?
ELIZABETH T. SPIRA: Sehr knausrig (lacht).

Wie steht es eigentlich um Ihre neue Sendung „Heimatgeschichte“, die Sie für heuer angekündigt haben?
ELIZABETH T. SPIRA: Ich schaffe sie nicht jetzt. Vielleicht schaffe ich sie, wenn ich endlich mit den „Liebesg'schichten“ aufhöre. Mittlerweile werde ich 75 und die Konsequenz daraus ist: entweder das eine oder das andere. Ich muss nicht alles machen, was ich machen wollte.