Unerwarteter Auftakt der ersten „Sommergespräche“ bei Puls 4. Die Polit-Sendung blieb über 60 Minuten unaufgeregt und sachlich, wie es für einen Privatsender eher untypisch ist. Als erstes stellte sich Bundeskanzler Christian Kernden Fragen von Informationsdirektorin Corinna Milbornund spätestens gegen 21 Uhr, 45 Minuten nach Sendungsbeginn, fragten sich viele Zuseher, wo denn die obligate Werbepause bliebe? Sie kam nie.

Wohl um den Gesprächsfluss des Live-Interviews nicht zu unterbrechen, verzichtete Puls 4 die gesamte Stunde auf Spots. Gefehlt hat auch jeglicher Schnickschnack, um sich – teilweise krampfhaft - von öffentlich-rechtlichen Sendern zu unterscheiden. So musste Christian Kern weder seine Kochkünste zeigen, noch demonstrieren, wie er eine Rede vorbereitet oder einen Auslandsbesuch bewältigt (all das war in Politshows rund um den Präsidentenwahlkampf 2016 zu sehen).

Milborn arbeitete penibel ihren Fragenkatalog ab und der reichte von der Zuwanderung über innenpolitisches Hickhack bis hin zu Kerns Sohn. Ab und zu verzichtete die Journalistin auf einem Thema drauf zu bleiben, um stattdessen lieber noch einen weiteren Aspekt aufs Tapet zu bringen. Eine Vorgehensweise die mindestens so vielen Zusehern gefallen wie missfallen haben dürfte. Ein großes Kompliment gebührt dem Publikum sowie seiner Disziplinierung durch den Sender im Vorfeld. Natürlich befanden sich unter den 100 Personen im Studio auch zahlreiche Kern-Fans und SPÖ-Mitglieder. Dennoch gab es weder zwischendurch keinerlei akustische Jubelausbrüche wie sonst regelmäßig in Politsendungen vor Wahlen. Eine Handvoll der jungen Anwesenden (viele Erstwähler) brachte sich durch Fragen ein.

Schlüssige Grafiken

Mag der Auftakt der „Sommergespräche“ auf Puls 4 auch seriös und gewesen sein, selbiges könnte das junge Publikum im Umkehrschluss gleichzeitig auch abgeschreckt und gelangweilt haben. Denn sonderlich aufregend sind brave Sendungen naturgemäß nie – auf keinem Kanal. Die Quote ist passabel: Im Schnitt sahen 122.000 Menschen zu.

Für Schnickschnack sorgte Puls 4 erst nach Ende des „Sommergesprächs“ und der ersten Werbung im Analysestudio mit Thomas Mohr und Politikberater Thomas Hofer. In anschaulichen und schlüssigen Grafiken wurden die Ergebnisse einer ersten repräsentativen Umfrage eingeblendet. In Sachen Überzeugungskraft holte Christian Kern übrigens ein Unentschieden: 50 Prozent der 500 Befragten konnte er mit seinem Auftritt bei Puls 4 überzeugen, den Rest nicht. Am kommenden Montag wird Heinz-Christian Strache um 20.15 Uhr im Studio bei Corinna Milborn Platz nehmen.