Eines vorweg: Die ehemalige OGH-Präsidentin und spätere Bundespräsidentschafts-Kandidatin Irmgrad Griss machte auch als TV-Richterin eine durchaus souveräne Figur und wirkte kompetent. Aber die Sendung insgesamt war zu schwerfällig und langatmig.

Die Eckpunkte der Sendung, die Sonntagabend um 20.15 Uhr auf Puls 4 über die Bühne ging, sind bekannt. Das Thema: Ist ein Kopftuchverbot an Schulen sinnvoll. Die beiden "Verhandlungsparteien": Die deutsche Anwältin und Muslimin Seyrin Ates, die für ein Verbot eintritt, und die österreichische Muslimin, Philosophin und Kopftuchträgerin Amina Abuzhara, die gegen ein Verbot ist. Die Entscheidung über diese Frage trifft das "Volk", in diesem Fall 500 österreichische, wahlberechtigte Staatsbürger, die von einem Meinungsforschungsinstitut ausgewählt wurden. Zwölf von ihnen waren als Art Geschworene ins TV-Studio geladen, um dem Österreich-Panel ein Gesicht zu geben.

Knapp und kühl

Moderator Thomas Mohr stellte die "Parteien" vor, erst dann betrat Irmgard Griss die "Bühne". Sie war im schwarzen Kostüm dezent gekleidet, in den Worten knapp und professionell. Mit nur zwei Sätzen leitete sie die Verhandlung ein: "Letztlich geht es bei der Debatte darum, wie die Integration der muslimischen Zuwanderer gefördert werden kann. Hindert oder fördert so ein Kopftuchverbot der Integration?"

Die Sendung zog sich dahin, die Parteien deponierten ihre Argumente, luden Zeugen vor und nahmen diese sanft ins Kreuzverhör, Werbepausen steigerten die Spannung auch nicht gerade. Das immer wieder eingestreute Gerichtsvokabular wirkte eher peinlich, dann noch kleine technische und mathematische Pannen, bis schließlich das "Urteil" verkündet wurde. Die 500 Volkvertreter haben für ein Kopftuchverbot an Schulen gestimmt. Irmgard Griss hält als Zeichen dafür eine weiße Tafel mit einem "Ja" in die Kamera.

Fazit: Die Sendung selbst war eine eigenartige Mischung aus angriffiger Gerichtsshow, seriöser Diskussion und medialer "Volksabstimmung". Griss agierte freundlich, kompetent, aber blass. Die Frage, warum sie sich so eine Sendung antut, bleibt unbeantwortet.

Die Quote: Laut Puls 4 sahen im Schnitt  91.000 Menschen zu, das entspricht einer Reichweite von 3,8 Prozent.