Die Generalanklage erfasst auch ihn selbst: „Die Journalisten haben im US-Vorwahlkampf versagt“, sagt Carl Bernstein, legendärer Watergate-Aufdecker und Pulitzer-Preisträger, bei den Österreichischen Journalismustagen in Wien. Nicht, dass sie Donald Trump hätten verhindern müssen, sie hätten nur berichten müssen. „Darüber, dass ihm seine ehemaligen Geschäftspartner kein gutes Wort nachsagen, dass er seine Kredite nicht beglich, dass er sogar bei seinen TV-Shows unvorbereitet auftrat, weil er seine Hausaufgaben nicht macht.“

Der Rest hätte sich wohl von selbst erledigt, meint der 73-Jährige, der nunmehr als Kommentator für CNN auftritt. So aber habe man es nun mit einem Präsidenten zu tun, der noch gefährlicher sei als Richard Nixon, jener Amtsvorgänger, der nach den Enthüllungen Bernsteins zurücktreten musste. „Nixon war gebildet, ein brillanter politischer Analyst, kannte die Verfassung und die Geschichte des Landes – Sachen, die ich über Trump nie sagen würde.“

Wie es mit Trump weitergehen werde, ob er einen Krieg gegen Nordkorea führen wolle und Antworten auf ähnliche Fragen, lehnte Bernstein ab. „Wir müssen nun der Frage nachgehen: Wer ist Trump?“ Dann erhalte man die bestmögliche Version der Wahrheit. Dass diese Wahrheit in Zeiten von Echokammern, Filterblasen und Fake News nicht immer gefragt sei, wisse er. Sein Rezept dagegen: „Journalisten müssen ihren Job noch härter machen.“ Dann sei auch das Problem mit der Glaubwürdigkeit gelöst.

Der Watergate-Skandal 1972 wurde in mehr als 200 Berichten abgehandelt, „Bob Woodward und ich waren Ende 20 und frisch geschieden. Wir haben jeden Abend an eine andere Tür von Nixons Mitarbeitern geklopft. Wären wir nur zur Opposition gegangen, würde der Skandal immer noch auf seine Aufklärung warten.“ Härte sei dabei zulässig – solange man den Respekt gegenüber den Menschen wahre.

Bob Woodward (rechts) und Carl Bernstein 1973
Bob Woodward (rechts) und Carl Bernstein 1973 © AP

Dass man die bittere Pille Trump – und nicht nur diese – auch mit der Süße des Humors konsumieren könne, sagte Francesca Florentini, Journalistin und Comedian beim Internet-Ableger von „Al Jazeera“. Ihre mit Humor gespickten Beiträge sind nicht weniger journalistisch als die klassischer Nachrichtenformate, dennoch würden sie andere Zielgruppen erreichen. „Humor und Journalismus sind die Achillesfersen des Totalitarismus“, daher müssen sie auch Hand in Hand gehen. Nachsatz: „Und einen Clown wie Trump sollte man auch als Clown behandeln.“