Herr Steinhauer, Sie spielen in „Für dich dreh ich die Zeit zurück“ heute in ORF 2 einen Mann, dessen Frau (Gisela Schneeberger) an Alzheimer erkrankt. Führte Ihnen der Dreh nicht zu realistisch das eigene mögliche Schicksal oder das Ihrer Familie vor Augen?
ERWIN STEINHAUER: Ich habe das in meiner Familie nicht erlebt, aber ich habe bis Juni vorigen Jahres in Kammerspielen das Stück „Vater“ gespielt, und da war ich der Erkrankte. Im Zuge dieser Vorbereitung hatte ich Kontakte mit Patienten in verschiedenen Krankheitsstufen. Das sind Erinnerungen, die sich festsetzen.

Mit Folgen?
Das nicht, aber ich habe festgestellt, dass es auch die Angehörigen sind, die Betreuung brauchen. Denn einen Alzheimerkranken zu Hause zu haben, ist eine unvorstellbare Belastung – physisch und psychisch.


Haben Sie Lehren irgendwelcher Art gezogen?
Nach dem Film hab ich mir gedacht, jetzt ist mit dem Thema genug – ich will nicht ins Alzheimer-Ladl. Angst vor der Erkrankung hab ich nicht, aber ich denke mir, dass es ganz wichtig ist, sein Gehirn zu beschäftigen: Ich lese wahnsinnig viel und ich lerne berufsbedingt viele Texte auswendig.

Im Film lassen Sie die grellen 70er-Jahre wieder aufleben, da sich Ihre Frau daran sehr wohl erinnert. Wird das medizinisch untermauert?
Es gibt Richtlinien für Angehörige, die besagen, man solle nicht widersprechen und man soll mit den Alzheimerpatienten in die Vergangenheit zurückgehen. Du kannst keine Gegenposition einnehmen, so etwas funktioniert ja nicht mehr. Du kannst sie nur in ihre eigene Welt begleiten und so versuchen, mit ihnen mitzuleben.