Am Montagabend lud der ORF zu einem kleinen Fest am Donaukanal. Gefeiert wurde Harald Krassnitzers 40. "Tatort", der am 23. April zur Ausstrahlung kommt. In der Episode "Wehrlos" wird der Leiter der Sicherheitsakademie - der Ausbildungsstätte für angehende Polizisten - in seiner Wohnung tot aufgefunden. Der Fall gibt Moritz Eisner und Bibi Feller bald Rätsel auf und führt sie an den früheren Arbeitsplatz des Opfers. Dort hat er nämlich zusammen mit einem Kollegen ein wahres Schreckensregime geführt und gezielt Polizeischüler und -schülerinnen gemobbt.

Regie führte Christopher Schier ("CopStories"), der dieser Tage bereits den nächsten Eisner-"Tatort" in Wien finalisiert ("Die Faust"). Das Drehbuch für die Jubiläumsfolge "Wehrlos" stammt abermals von Uli Brée. Dem in Tirol wohnhaften Deutschen verdankt das ORF-Publikum u. a. bereits die "Brüder"-Trilogie,  "Die Spätzünder" sowie die Serienhits "Vier Frauen und ein Todesfall" und die "Vorstadtweiber". Im Interview spricht er über seinen sechsten "Tatort" und gibt eine kleine Vorschau auf die dritte Staffel "Vorstadtweiber". Eine neue Serie für Harald Krassnitzer mag er allerdings nicht konkretisieren.

Herr Bree, "Wehrlos" ist ihr sechstes "Tatort"-Drehbuch. Kommt da schon etwas wie Routine auf oder versuchen sie genau das zu vermeiden?
ULI BRÉE: Für mich kommt nie Routine auf. Ich werde nur erfahrener und sicherer darin Filme zu schreiben. Ein guter Drehbuch-Autor zeichnet sich, glaube ich, dadurch aus, dass er begriffen hat wie es geht und es dann nicht anwendet.

Mögen Sie das präzisieren?
ULI BRÉE: Man muss die Leute ja trotzdem überraschen. Vielleicht kann der Zuseher die Dramaturgie nicht sachlich analysieren, aber er hat natürlich viel Erfahrung im Filmeschauen. Und meine Aufgabe ist es, das Publikum zu fesseln, zu überraschen und Haken zu schlagen in der Geschichte.

In "Wehrlos" gibt es auch tiefe Einblicke in die Seelenleben von Fellner und Eisner
In "Wehrlos" gibt es auch tiefe Einblicke in die Seelenleben von Fellner und Eisner © ORF

Wird das schwieriger oder leichter mit den Jahren?
ULI BRÉE: Es wird spannender, lustvoller und leichter, weil man gelernt hat wie es geht.

Welche Lehren haben sie aus Ihren bisherigen "Tatort"-Drehbüchern gezogen?
ULI BRÉE: Was ich gelernt habe ist, dass Logik langweilt.

Ist mangelnde Logik nicht ein oft wiederkehrender Vorwurf des Publikums?
ULI BRÉE: Es gibt eine sachliche Logik und eine emotionale Nachvollziehbarkeit.  Mich interessiert nur, ob die Figur in ihrem Handeln emotional nachvollziehbar ist. Und wir wissen alle, Sie genau so wie ich, dass man im Leben schon sehr viel Mist baut. Und im Nachhinein denkt man, oh mein Gott, was für einen Scheiß hab ich da gemacht? Aber wie ich die Entscheidung davor getroffen hab, schien sie für mich richtig.

Glauben Sie eigentlich, dass sich Polizeiausbildner nach dem "Tatort" bei Ihnen melden werden? Es wird in "Wehrlos" ja brutales Mobbing auf Polizeischulen gezeigt.
ULI BRÉE: Ein wirklich guter Freund von mir ist der Polizeidirektor von Tirol. Ihm hab ich den Plot erzählt und er hat gemeint, das ist durchaus ein Thema – weil es eine Männerdomäne ist. Aber du kannst den gleichen Plot ins Bundesheer verlegen.

Was darf sich das ORF-Publikum von der Serie "Männerschmerzen" erwarten? Die Suche nach Darstellern soll ja bald beginnen. 
ULI BRÉE: Männerschmerzen wird die humorvolle, eher tollpatschige Variante von den "Vorstadtweibern". Nicht so intrigant und böse, sondern lustig.

Wird das eine Serie für dasselbe Publikum wie "Vorstadtweiber" oder könnte "Männerschmerzen" mehr Männer anziehen?
ULI BRÉE: Ich glaube, dass bei den "Vorstadtweibern" auch viele Männer zuschauen. Zu mir kommen Männer die sagen: "Du, liebe Grüße von meiner Frau – ganz toll! Aber ich schau schon auch."

Und wird "Männerschmerzen" das weibliche Publikum interessieren?
ULI BRÉE: Noch mehr vielleicht als die Männer. Denn ich beleuchte ja auf humorvolle Weise die Schmerzen der Männer und das interessiert hauptsächlich die Frauen.

Könnte es sich ausgehen, dass es schon 2018 ins Fernsehen kommt?
ULI BRÉE: Ja, das könnte klappen. Aber das liegt nicht in meiner Hand, das entscheidet der ORF.

Uli Breé (2. von rechts) mit seinem größten Serienhit
Uli Breé (2. von rechts) mit seinem größten Serienhit © ORF

Im April gehen die Dreharbeiten bei den "Vorstadtweibern" weiter. Stirbt ein "Vorstadtweib" in Staffel drei?
ULI BRÉE: Nein.

Ist die Serie auserzählt mit Staffel drei?
ULI BRÉE: Es muss vom Sender ausgehen, ob er eine vierte Staffel beauftragt oder nicht. Ich hätte eine große Idee für Staffel vier.

Haben Sie eine neue Serien-Idee für "Tatort"-Ermittler Harald Krassnitzer? So wie "Paul Kemp" wofür sie auch die Drehbücher schrieben?
ULI BRÉE: Ja, die gibt es. Aber mehr als angedacht ist das Format noch nicht.

Harald Krassnitzer weiß von der Serien-Idee?
ULI BRÉE: Ja.

Gefällt sie ihm?
ULI BRÉE: Ja.

Mehr wollen Sie offensichtlich nicht verraten.
ULI BRÉE: Nein.