Herr Hinterseer, der Fokus auf Ihrem jüngsten Album "Bergsinfonie" liegt diesmal mehrheitlich auf volkstümlicher Musik und weniger auf Schlager. Warum?
HANSI HINTERSEER: Auf den Konzerten meiner Tournee hab ich immer zwei Blöcke – einen volkstümlichen und einen Schlager-Block. Dass ein Künstler beides macht, ist eigentlich ungewöhnlich. Denn entweder machst das Eine oder das Andere. Bei mir wurde immer beides akzeptiert und gerne gehört. Diesmal hab ich mir gedacht, packen wir auf das Album einmal mehr volkstümliche Nummern.

War vielleicht auch ein Mitgrund, dass der Schlager momentan von anderen Künstlern gut abgedeckt ist?
HANSI HINTERSEER: Nein, daran habe ich überhaupt nicht gedacht.

Wie gehen Sie an ein neues Album eigentlich heran?
HANSI HINTERSEER: Wir bekommen wahnsinnig viele Demos und du musst immer nach dem Bauchgefühl gehen. Oft sind Nummern dabei, die hören sich richtig gut an, aber beim zweiten Mal reinhören merke ich, das kann ich so auf der Bühne nicht singen und glaubwürdig rüberbringen. Es kommen auch Angebote englischer Titel , aber das bin nicht ich. Ich bin ein Tiroler und singe Deutsch. Englisch sollen diejenigen singen, die es wirklich können. Deutsch ist meine Muttersprache, zu der stehe ich und mit ihr bin ich immer gut gefahren. Ich brauch mich nicht verändern.

Hansi Hinterseer (62) ist verheiratet, zweifacher Vater und Opa
Hansi Hinterseer (62) ist verheiratet, zweifacher Vater und Opa © Michael Werlberger

Schlager- und Volksmusiksendung werden immer rarer – siehe “Musikantenstadl“. Wie intensiviert man inzwischen seine Präsenz?
HANSI HINTERSEER: Durch Tourneen und Liveshows. Ein großes Problem ist es für die jungen Musiktalente, denn wo im Fernsehen sollen die noch auftreten? Der Stadl ist weg, meine Sendung gibt es schon lange nicht mehr – da hab ich vielen Jungen die Chance gegeben aufzutreten. Aber bei ARD und ZDF hält man diese Sendungen für nicht mehr zeitgemäß, obwohl jeder weiß, dass es Millionen Fans gibt. Das junge Publikum sieht sich solche Sendungen nicht an, das stimmt schon. Aber das war doch schon immer so. Wie wir jung waren, sind wir am Samstagabend auch nicht vorm Fernseher gesessen. Leider laufen hauptsächlich Krimis, Actionfilme, Koch- und Realityshows. Und in den wenigen Musiksendungen, die es noch gibt, treten immer dieselben und kein Nachwuchs auf. Außerdem liegt der Fokus total auf Schlager, ich halte das nicht für die richtige Richtung.

Ist die Luft an der Spitze in Ihrer Branche angesichts der vermehrten Konkurrenz dünner geworden?
HANSI HINTERSEER: Nein, als ich vor 23 Jahren mit dem Singen angefangen habe, hat es auch schon die gewissen Champions gegeben.

Hansis Neffe Lukas Hinterseer im Ingolstadt-Trikot
Hansis Neffe Lukas Hinterseer im Ingolstadt-Trikot © GEPA

Wie verfolgen Sie die Karriere Ihres Neffen Lukas Hinterseer in der deutschen Fußball-Bundesliga bei Ingolstadt?
HANSI HINTERSEER: Ich freue mich wahnsinnig für ihn, weil er diesen Weg eingeschlagen hat und konsequent gegangen ist. Er hat in Kitzbühel zum Fußballspielen angefangen und ist dann nach Innsbruck gekommen, wo ihn der Trainer nicht gemocht hat. Dann wurde er nach Lustenau und zur Vienna verliehen, bis ihn Roland Kirchler zurück nach Innsbruck geholt hat und auf einmal beginnt der Lukas Tore zu schießen. Er hatte sich weiterentwickelt und Kirchler hat ihm das Gefühl gegeben gebraucht zu werden. Dass ihn Ralph Hasenhüttl nach Deutschland holt, war auch ein großes Glück. Ich muss sagen: Bravo Lukas! Super, dass du dich so einighaut hast.

Mit welchem Interesse verfolgen Sie den Ski-Weltcup?
HANSI HINTERSEER: Mit großem. Das ist noch immer eine Skifamilie, in der ich jeden kenne und der ich gerne zuschau. Ich lebe noch immer richtig mit. Für mich ist Skifahren noch immer ein traumhafter Sport, der leider den Stellenwert total verloren hat. Wir Österreicher sind natürlich total skibegeistert, aber oberhalb des Weißwurstäquators interessiert das leider keinen Menschen mehr. Die Profis bringen so beeindruckende Leistungen und ARD wie ZDF übertragen kaum noch ein Rennen. Von Amerika brauchen wir ja gar nicht erst reden, aber selbst in der Schweiz interessiert das nicht jede Region. In Frankreich sehen die Bewohner der Alpen zu, aber kein Pariser.

Was fehlt dem Skisport für größere Breitenwirkung?
HANSI HINTERSEER: Es braucht Show. Es fahren zwar alle super, aber es passiert sonst eigentlich nichts für die Öffentlichkeit bzw. die Fans. Die Rennen sind über die Jahre auch nicht interessanter geworden, auch hier passiert nichts. Es gibt keinerlei Neuerungen, es ist Jahr für Jahr das gleiche.

Aber man probiert zum Beispiel immer wieder Parallelrennen.
HANSI HINTERSEER: Das probiert man seit Jahren.

Stimmt die Geschichte, dass Sie in Kitzbühel, wenn Sie im Winter daheim sind, immer der erste auf der Piste sind?
HANSI HINTERSEER: Stimmt. Ich mache eine paar Fahrteln über den Hahnenkamm und sobald ein paar Leute kommen, bin ich wieder weg. Bei Vollmond fahr ich gerne kurz vor Betriebsschluss noch einmal hinauf, jausne mit Freunden bei einer Hütte und dann fahren wir im Mondschein ins Tal.

Hansi Hinterseer mit seiner Frau Romana
Hansi Hinterseer mit seiner Frau Romana © Daniel Raunig