Der Medientag der Universität Innsbruck 2016 ist ganz im Zeichen des Verhältnisses traditioneller zu den sogenannten neuen, sozialen Medien respektive dem Begriffspaar Medien und Glaubwürdigkeit gestanden. APA-Geschäftsführer Clemens Pig warnte in seiner Eröffnungsrede traditionelle Medien davor, angesichts von Debatten über deren Glaubwürdigkeit in einen "hysterischen Diskurs" zu verfallen.

Medien würden derzeit Gefahr laufen, in "atomare Teilöffentlichkeiten" zu zerbrechen, erklärte Pig. Es gebe eine Entwicklung hin zu einer neuen "Zwei-Klassen-Informationsgesellschaft", spielte der APA-Geschäftsführer auf die traditionellen Medien einerseits, die nach wie vor "gute, journalistische Qualität produzierten" und die sogenannten neuen Medien andererseits an. Letztere würden in einem "rechtsfreien Raum" agieren. Den Begriff "soziale Medien" wollte Pig in diesem Zusammenhang nicht in den Mund nehmen, sondern sprach vielmehr von "technischen Netzwerken".

Die Glaubwürdigkeitskrise, die vor zwanzig Jahren begonnen habe, die Politik zu erfassen, sei nun auch bei den traditionellen Medien angekommen. Pig sprach diesbezüglich von "Erosionsprozessen". Eine der Fragestellungen, denen sich die Medienverantwortlichen stellen müssten, sei, ob man nicht in der Vergangenheit zu sehr auf Negativität und Konfliktorientierung gesetzt habe. "Möglicherweise hat man die Leser mit negativen Nachrichten alleine gelassen", argumentierte er. Stattdessen hätte man sie mit "Constructive News" in einem ausgewogenen Verhältnis mitnehmen müssen.

Hermann Petz, Vorstandschef der Moser Holding
Hermann Petz, Vorstandschef der Moser Holding © APA/Georg Hochmuth

Der Vorstandschef der Moser Holding, Hermann Petz, wollte ebenso wie Pig in Bezug auf soziale Medien weder die Begriffe "sozial" noch "Medien" gelten lassen. Auch er ortete einen "rechtsfreien Raum", der geschaffen worden sei. Im Umgang mit diesen Netzwerken sei es unter anderem erforderlich, dass Bildung und Aufklärung ausgebaut werde. Sogenannte neue Medien lebten ausschließlich von der hohen Anzahl an Klicks, so Petz: "Je mehr Klicks, desto mehr Werbeerlöse". Daher gelte nur mehr das Erregungsniveau der verbreiteten Nachrichten und nicht deren faktischer Inhalt, so der Chef der Moser Holding.

Der Politikwissenschafter Ulrich Sarcinelli widmete sich in seinem Eröffnungsvortrag dem Begriff Glaubwürdigkeit und wie es die Medien damit halten. Nicht zuletzt angesichts der zum Teil medialen Ursachen für die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten schien ihm die "wohlgeordnete Welt" von Medien, Politik, Kultur und Wissenschaft erschüttert zu sein. Der Experte stellte eine fortschreitende "Berlusconisierung" von Politik und Medien fest. Klassische Medien würden ihre Monopolstellung für Informations- und Meinungsvermittlung verlieren.

Scharf ins Gericht ging Sarcinelli mit dem inzwischen weitverbreiteten Attribut "Lügenpresse". Dieses sei ein "Unwort aus dem Sprachgebrauch des Dritten Reiches". Einen Grund für die Glaubwürdigkeitskrise der Medien ortete der Wissenschafter in der anfänglichen Berichterstattung zur Flüchtlingskrise. In diesem Zusammenhang erinnerte er an die Einschätzung von "Die Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo, wonach diese zu lange mit Fürsorge verwechselt worden sei.

Der Medientag wird von der interfakultären Plattform Innsbruck Media Studies in Zusammenarbeit mit der Moser Holding und der Austria Presse Agentur (APA) veranstaltet. Der ORF Tirol fungiert als Medienpartner. Die heurige Veranstaltung stand unter dem Motto "Medien und Glaubwürdigkeit - Zwischen 'Lügenpresse', Kampagnenjournalismus und Aufklärung".