Michael Götzhaber (50) war im Vorfeld der Wahl des ORF-Generaldirektors das einzige Mitglied der Geschäftsführung, das sich offen für eine Wiederbestellung von ORF-Chef Alexander Wrabetz ausgesprochen hatte. "Loyalität nimmt in meiner Lebenseinstellung einen besonderen Platz ein", meinte Götzhaber im Frühjahr.

Nun wurde der Technische Direktor des öffentlich-rechtlichen Senders für weitere fünf Jahre zum obersten Technikchef des Hauses bestellt. Götzhaber gilt als stiller Netzwerker, der sich in den vergangenen Monaten bei Stiftungsräten aller Couleurs für seinen Chef Wrabetz stark machte. Bis zu seiner ersten Bestellung im Jahr 2012 gehörte Götzhaber als Mitglied des Zentralbetriebsrats selbst dem obersten ORF-Gremium an. Seine Kontakte zur Belegschaftsvertretung und Stiftungsräten sind seit damals intakt.

Michael Götzhaber ist aber vor allem eines: Techniker. Als solcher waren ihm im ORF traditionell zahlreiche Karrieremöglichkeiten offen, die er auch nutzte. Am 18. April 1966 in Klagenfurt geboren, absolvierter er zunächst die HTL, bevor er 1988 als technischer Assistent zum ORF-Landesstudio Kärnten kam. Er wurde 1989 Produktionstechniker, 1990 Messtechniker Hörfunk/Fernsehen und 1991 "1. Messtechniker" im Landesstudio Kärnten, wo er in der Folge auch die Leitung des technischen Betriebs übernahm.

Michael Götzhaber und Alexander Wrabetz
Michael Götzhaber und Alexander Wrabetz © ORF

Mitte der Neunziger startete er seine zweite Karriere als Belegschaftsvertreter: 1996 wurde Götzhaber Betriebsrat in Kärnten, ab 1999 dortiger Betriebsratschef. Ab 2002 war er Mitglied des ORF-Zentralbetriebsrates, von 2004 bis 2011 als Belegschaftsvertreter im ORF-Stiftungsrat. Bei der Betriebsratswahl 2008 verdrängte seine SP-nahe "Liste Perspektive" gemeinsam mit der "Liste Unabhängige" von Gerhard Moser den langjährigen ÖVP-nahen ORF-Betriebsratskaiser Heinz Fiedler von der Spitze.

Dem Ruf der Wiener Zentrale folgte Götzhaber nach dem Tod des 2010 verstorbenen Technischen Direktors Peter Moosmann. Götzhaber übernahm damals gemeinsam mit Harald Kräuter und Karl Petermichl die operativen Agenden und galt fortan als kommender Technikdirektor. Anfang 2012 übernahm er schließlich die Direktion, die im ORF als Bastion roter Betriebsräte gilt und die der von der ÖVP unterstützte Finanzdirektor Richard Grasl im Falle seiner Bestellung zum Generaldirektor abgeschafft hätte.

In Götzhabers erster Amtszeit wurde auf bandlose Produktion umgestellt und ein großer Schritt Richtung Content Management getan. Zugleich begann man im Vorjahr mit der Digitalisierung der Archivbestände. Die Finanzziele sah Götzhaber durch Einsparungen bei den Personalkosten erreicht. Seit 2008 wurden über 200 Leute abgebaut. Man habe sich auf das Kerngeschäft konzentriert und Leistungen an Produktionsfirmen ausgelagert, so Götzhaber. Manchen Programmmachern und Journalisten des Hauses gingen die Fortschritte und Innovationen in der Technik allerdings viel zu langsam. Hinter vorgehaltener Hand kamen von dort immer wieder entsprechende Vorwürfe an die ORF-Technik.

Götzhaber ließ diese Kritik kalt, und er widmete sich stattdessen den Herausforderungen der kommenden Geschäftsführungsperiode: "Multimediale Produktionssysteme, Newsgathering und mobiles Arbeiten, IP-Produktion, Smart Production, Virtual Reality, UHDTV Technologieentwicklung, Automatisierungs- und Grafiksysteme, IT-Cloud-Strategie, Plattformmanagement und Distributionskonzepte", nannte Götzhaber als Schwerpunkte. Durch die Zusammenlegung der ORF-Standorte am Küniglberg würden sich zudem größere Strukturanpassungen ergeben. "Es gibt dann nur noch einen Produktionsbetrieb und nicht mehr die Produktionsbetriebe Fernsehen und Radio."