Nach der Wiederbestellung von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat diese Woche die Suche nach den Direktoren und Landesdirektoren, die am 15. September durch den ORF-Stiftungsrat gewählt werden, wieder an Fahrt aufgenommen. Die Bewerbungsfrist endet am 8. September. Umstritten sind die Bestellung des Radiodirektors sowie des burgenländischen Landesdirektors.

Um welche Jobs es geht

Wrabetz sucht für sein Direktorenteam einen Programmdirektor, einen Radiodirektor, einen Kaufmännischen Direktor sowie einen Technischen Direktor. Als Fixstarter gelten die amtierende Fernsehdirektorin Kathrin Zechner als Programmdirektorin sowie der derzeitige Technik-Chef Michael Götzhaber als Technischer Direktor. Für die Kaufmännische Direktion sucht Wrabetz noch außer Haus. Die Funktion des Radiodirektors soll einer der drei Channel Manager im Radio übernehmen. Derzeit sind das Peter Klein bei Ö1, Georg Spatt bei Ö3 und Monika Eigensperger bei FM4. Die besten Chancen auf den Posten hat derzeit Eigensperger, heißt es im ORF.

Doppelfunktion des Radiodirektors umstritten

Radio-Betriebsrätin und ORF-Stiftungsrätin Gudrun Stindl, die sich beim Generaldirektoren-Duell zwischen Wrabetz und Finanzdirektor Richard Grasl der Stimme enthielt, lehnt eine solche Teilzeitlösung ab. "Ein ORF-Radio-Direktor ist kein Zweitjob und schon gar nicht zeitlich begrenzt. Radio-Direktor ist ein Vollzeitjob - genauso, wie die Führung von Ö1, FM3 oder Ö3 ein Vollzeitjob ist. Aus meiner Sicht ist es so gut wie unmöglich, dass die Funktion des Radio-Chefs in den nächsten Jahren von einem der Channel-Manager nebenbei erledigt wird. Dazu ist deren Aufgabe inhaltlich wie zeitlich zu fordernd", sagte Stindl dem "Kurier".

Zentralbetriebsratsobmann und Stiftungsrat Gerhard Moser kann mit einer Doppelfunktion hingegen leben, sieht die Frage aber noch nicht endgültig geklärt. "Der Ausschreibung ist eine Soll- und keine Mussbestimmung zu entnehmen. Und selbst wenn es zu einer Doppelfunktion kommt, halte ich das immer noch für besser, als gar keinen Direktor zu haben, so hätte es nämlich noch vor wenigen Wochen ausgesehen", erklärte Moser der APA. Nebeneffekt einer Personalunion wären Einsparungen in Höhe von 500.000 Euro pro Jahr für Gage und Büro des Radiodirektors. Vor dem ORF-Stiftungsrat soll Wrabetz angekündigt haben, dass die finanziellen Einsparungen bei einer solchen Lösung in die Sanierung prekärer Arbeitsverhältnisse fließen sollen. Moser: "Um es klipp und klar zu sagen: Mir ist es lieber, das Geld landet in der Belegschaft als im Direktorium. Und im übrigen kann ich mir durchaus vorstellen, dass bei einer effizienten Arbeitsorganisation auch die Doppelfunktion machbar ist."

Mit Spannung wird im ORF erwartet, ob sich weitere Interessenten - außerhalb des Channel-Manager-Kreises - für den Posten bewerben werden. Infrage dafür kämen der frühere Radiochefredakteur und nunmehrige Projektleiter des neuen multimedialen Newsrooms, Stefan Ströbitzer, sowie der burgenländische Landesdirektor Karlheinz Papst.

Warum es im Burgenland spannend werden könnte

Papst soll auf Wunsch der SPÖ Burgenland und ihres Stiftungsrats Martin Ivancsics als Landesdirektor abgelöst werden. Die burgenländische SPÖ fühlt sich seit dem Landtagswahlkampf im Vorjahr und seit Bestehen der Koalition mit der FPÖ vom ORF schlecht behandelt. Laut Ivancsics brauche es einen "Erneuerungsschub" im Landesstudio, um neue Herausforderungen wie die Digitalisierung der Radiofrequenzen zu meistern, wie der rote Stiftungsrat jüngst im "Kurier" zitiert wurde. Und wenn man einen Job "länger als zehn Jahre" mache, beginne man irgendwann "zu verwalten", meinte Ivancsics in Richtung Landesdirektor Papst. Er rechne jedenfalls mit "sechs bis sieben Bewerbern".

Dass Ivancsics bei der Wahl des Generaldirektors seine Stimme für Wrabetz mit dem Wunsch nach einer Ablöse des im roten Burgenland in Ungnade gefallen Papst junktimiert habe, dementierte dieser freilich. Als Wunschkandidat Ivancsics', der zehn Jahre lang das Büro von Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) geführt hatte, wird Werner Herics kolportiert, der zuletzt als Leiter Organisation im Standortprojekt fungierte. Neben dem SPÖ-Favoriten gilt Doris Fennes-Wagner als aussichtsreiche Anwärterin für den Landesdirektoren Job. Fennes-Wagner war Programmchefin und Redakteurin im Landesstudio Burgenland und arbeitet derzeit als Gleichstellungsbeauftragte des ORF.

Offen sind derzeit noch weitere Veränderungen in den ORF-Landesstudios. Als Fixstarter galten zuletzt lediglich Markus Klement in Vorarlberg sowie Karin Bernhard in Kärnten. In Salzburg soll der noch unter der früheren SPÖ-Landeshauptfrau Gabi Burgstaller bestellte Roland Brunhofer auf Wunsch von ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer seinen Sessel räumen und in eine neue Position ins ORF-Zentrum nach Wien wechseln.