Rund 8.000 Skizzen, Konzepte und Pläne hat Peichl im Jahr 2013 dem MAK übergeben, das von den 70 Bauten, die Peichl im Laufe seiner 50 Jahre währenden Karriere schuf, nun 15 exemplarisch vorstellt. Während der Fokus im Kunstblättersaal ganz auf den unterschiedlichen Planungsstadien liegt und durch zahlreiche von Hand gezeichnete Skizzen und Pläne setzt, findet man in der Säulenhalle großformatige Schwarz-Weiß-Fotografien der deutschen Künstlerin Pola Sieverding, die die Bauten in ihrem heutigen Zustand aus ihrem ganz eigenen Blickwinkel fotografiert hat.

"In diesem digitalen Zeitalter, in dem meist am Computer geplant wird, postuliert Peichl das Skizzieren als Nachdenken auf dem Papier", analysierte Thun-Hohenstein, der auch die Mischung aus "Sinnlichkeit und Witz" hervorhob, die Peichls Schaffen präge. Sowohl in der Architektur als auch in seinen Karikaturen, die derzeit in der Ausstellung "Ironimus 90. Jetzt mal keine Politik!" im Karikaturmuseum Krems zu sehen sind, sei Peichl ein "scharf denkender Verfolger des Zeitgeschehens", so der MAK-Direktor.

Kuratorin Kathrin Pokorny-Nagel zeichnet in der Schau ein chronologisches Bild von Peichls Werk: Den Anfang macht das gemeinsam mit Wilhelm Hubatsch und Franz Kiener entworfene Verwaltungsgebäude der Newag-Niogas (1958-60), dann führt die Schau über die von Peichl entworfenen ORF-Landesstudios, die allesamt demselben Prinzip folgen und in Form von Kreissegmenten um einen Zentralraum angeordnet sind, bis hin zur Ende der 1990er-Jahre geschaffenen Kindertagesstätte des Deutschen Bundestags im Spreebogen in Berlin.

In die Ausstellung Eingang gefunden haben auch Bauten wie die Ende der 1970er geschaffene Erdefunkstelle Aflenz in Graßnitz in der Steiermark, bei der Peichl die hoch technisierte Anlage unterirdisch baute und grasbewachsene Erdhügel darüber legte. Aus den 1960ern stammen der Entwurf für die Atriumschule in der Krim in Wien-Döbling und die Klosterschule der Dominikanerinnen in Wien-Hietzing. Leihgaben der Akademie der Künste in Berlin ermöglichen auch Einblicke in Peichls Schaffen außerhalb von Österreichs Grenzen: So plante er etwa die Bundeskunsthalle in Bonn (1986-1992) und entwarf das Städel Museum in Frankfurt am Main.

Angereichert mit einem auf einem Bildschirm zu sehenden Loop zeitgenössischer Originalaufnahmen der Bauten und erweitert durch die Fotografien von Pola Sieverding, die die Gebäude aus ungewöhnlichen Perspektiven abgelichtet hat, ist "15 Bauten zum 90sten" eine kleine, aber umso feinere Schau zum umfangreichen Schaffen Gustav Peichls, der sich im Rahmen der Pressekonferenz nicht nur über die gelungene Ausstellung freute, sondern auch Thun-Hohenstein als "sehr guten Museumsdirektor" lobte. Offiziell eröffnet wird die Schau am kommenden Dienstag (20. März) mit einer Rede seines Architektenkollegen Wolf D. Prix.

INFO: Ausstellung "Gustav Peichl. 15 Bauten zum 90sten" im MAK-Kunstblättersaal. Eröffnung am 20. März, 19 Uhr. 21. März bis 19. August, Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Dienstag 10 bis 22 Uhr. Infos unter www.mak.at.