Anlässlich des Jubiläums der Aktion im Hörsaal 1 des Neuen Institutsgebäudes, für die der bald 80-jährige Künstler zu sechs Monaten Haft verurteilt wurde, was ihn zu einer Flucht nach Berlin veranlasste, sprach er im Wiener Depot am Donnerstagabend mit Roman Grabner, dem Leiter des Bruseum Graz. Er habe damals "extrem provozieren" wollen, was ihm schließlich mit einer "Zwangspsychiatrierung" gedankt wurde, so Brus. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion floh er damals mit seiner Familie nach Westberlin, wo er vom entspannten Umgang mit seiner Kunst überrascht war: "Berlin war für uns wie ein Erholungsheim im Vergleich zu Wien", erinnert sich der aus der Steiermark stammende Künstler, der im Rahmen des Gesprächs auch auf noch frühere Kunstaktionen zurückblickte.

1963 habe er ein Schaf, das Hermann Nitsch für eine Aktion gehäutet habe, im Donaukanal entsorgt. "Das war der Beginn meiner Gefängniskarriere", so Brus, dessen Werk derzeit in einer Personale im Belvedere 21 sowie in der Schau "Schiele - Brus - Palme" im Leopold Museum zu sehen ist. "Das war damals quasi eine Übertragung von künstlerischen Aussagen in die Kriminalität", schmunzelt er heute.

Im Depot erzählte Brus aber auch von seinen Anfängen, als er nach Wien kam, um Malerei zu studieren. "Zwischendurch war ich dreckiger als das Papier", erinnert er sich. "Mein Vater hat einmal gesagt: 'Ich glaub unser Bub wird narrisch.' Und genau so ist es passiert." Nach seiner letzten Aktion, der "Zerreißprobe" 1970, habe er sich vom Aktionismus verabschiedet und vermehrt dem Malen und Schreiben zugewandt, dem er bis heute treu blieb. "Von nirgendwo her bis irgendwo hin" heißt sein neues Buch. Dieses versammelt über achtzig kurze Geschichten, die mit pointierten Gedichten enden, dazwischen eingestreut etwas über zwei Dutzend Zeichnungen.