Mit über 12.000 Karikaturen, 30 Büchern und 100 Ausstellungen blickt der Zeichner Gustav Peichl auf ein umfangreiches Werk zurück. Als Architekt entwarf er u.a. sieben ORF-Landesstudios, den Neubau des Städel Museums in Frankfurt und die Bundeskunsthalle in Bonn. Am 18. März begeht der "Doppelgänger", wie er sich in seiner vor fünf Jahren erschienenen Autobiografie nennt, seinen 90. Geburtstag.

Das von Peichl entworfene Karikaturmuseum Krems mit dem nach ihm benannten Ironimus-Kabinett widmet dem Jubilar eine Geburtstagsausstellung, die am Samstag eröffnet wurde. Das MAK in Wien feiert Peichl ab 21. März mit einer Architektur-Personale: "15 Bauten zum 90sten" hat der Architekt, der bisher 70 Bauprojekte realisieren konnte, dafür selbst ausgesucht. Großteils noch nie öffentlich gezeigte Skizzen und Pläne sollen dabei präsentiert und mit Fotografien von Pola Sieverding ergänzt werden.

Geboren 1928 in Wien, studierte Peichl nach dem Besuch der Staatsgewerbeschule Mödling und der Bundesgewerbeschule in Linz an der Akademie der bildenden Künste in Wien in der Meisterklasse Clemens Holzmeister. Schon während des Studiums entstanden politische Karikaturen, mit denen er in Blättern wie "Kurier", "Express", "Süddeutsche Zeitung" und "Die Presse" reüssierte und zum veritablen Medienstar avancierte. Mit legendären TV-Sendungen ("Die Karikatur der Woche", "Der Jahresrückblick in der Karikatur") erreichte Peichl alias "Ironimus" ein Millionenpublikum.

Selbstzerstörung, 1984: Kreisky-Karikatur von Gustav Peichl
Selbstzerstörung, 1984: Kreisky-Karikatur von Gustav Peichl © VBK Wien, 2011

1955 eröffnete er sein eigenes Architekturbüro in Wien und errang bald internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung. Zu seinen bekanntesten Projekten zählen neben den ORF-Landesstudios - ironisch auch als "Peichl-Torten" apostrophiert - Bauten der Messe Wien, das neue Haus der Kammerspiele München, die Bundeskunsthalle Bonn, die Burgtheater-Probebühne im Arsenal, die Erdfunkstelle Aflenz und nicht zuletzt das 2001 eröffnete Karikaturmuseum in Krems. Klare Formgebung, die Verwendung von Sichtbeton und spielerische Akzente sind für seinen Stil charakteristisch.

Von 1973 bis 1996 leitete Peichl die Meisterschule für Architektur an der Akademie der bildenden Künste, wo er 1987/88 auch als Rektor fungierte. Zahlreiche Auszeichnungen - wie der Große Österreichische Staatspreis, der Mies-van-der-Rohe-Award, der Goldene Ehrenring der Kammer der Architekten oder der Architekturpreis Berlin - würdigten sein Schaffen. In Berlin eröffnete 2013 das Gustav-Peichl-Archiv, 2014 wurde in Wien der Gustav-Peichl-Preis für Architekturzeichnung gestiftet.

Peichl lebt nach wie vor in einem von ihm selbst entworfenen und 1962 fertiggestellten Haus in Wien-Döbling. Er hat zwei Söhne (Markus und Sebastian) sowie eine Tochter. Seine Frau verstarb 2013.