Beinahe flüssig erscheinende Metallfarben in Gold, Silber und Bronze, menschliche Silhouetten in abstrakten Räumen oder Skizzen von verformten Gegenständen - das zeichnerische und malerische Werk Bruno Gironcolis steht im Fokus der Ausstellung "In der Arbeit schüchtern bleiben", in dem das mumok ab morgen, Samstag, einen neuen Blick auf den großen österreichischen Bildhauer ermöglicht.

Wer an Bruno Gironcoli (1936 - 2010) denkt, hat meist jene Monumentalskulpturen vor dem geistigen Auge, für die der Künstler bekannt wurde. Bisher kaum aufgearbeitet war das sein bildhauerisches Schaffen flankierende Werk auf Papier, das weit mehr als bloße Skizzen umfasst und nun erstmals in dieser Größenordnung im Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien zu sehen ist. Rund 150 Arbeiten von den 1960er bis in die 1990er Jahre stehen auf zwei Ebenen des mumok etwa 25 Skulpturen gegenüber. Eine davon begrüßt die Besucher bereits im Freien vor dem Museumseingang, eine weitere, sehr filigrane Arbeit tritt mit dem von Heimo Zobernig geschaffenen weißen Kubus in der Ebene 6 in Dialog: reliefartige, blütenförmige Objekte spielen mit dem Österreich-Klischee und spiegeln laut Kuratorin Manuela Ammer Gironcolis "ambivalentes Verhältnis zu Kitsch" wieder, wie sie am Freitag im Rahmen der Pressekonferenz erläuterte, auf der auch die zweite Ausstellung "Optik Schröder II" präsentiert wurde.

"Seine Papierarbeiten waren von Beginn an viel mehr als bloße Entwürfe", so Ammer. Vielmehr habe Gironcoli "die Flächigkeit des Papiers als besondere Herausforderung empfunden". Dieser Umstand ist zahlreichen Arbeiten anzusehen, die mal eigenständig für sich stehen, mal deutlich als Vorarbeiten zu Skulpturen zu erkennen sind, mit denen die Zeichnungen im Ausstellungsraum in Dialog treten. Doch selbst die meisten Vorstudien gehen als eigenständige Arbeiten durch und überzeugen durch die intensive Farbgebung - neben metallic auch kräftiges Blau, Rot oder Grün. Eindrücklich zu sehen etwa in einer bronzenen Polyesterfigur aus dem Jahr 1965, dem das mumok eine Reihe von Entwürfen gegenüber stellt, die jedoch in ihren unterschiedlichen Ausführungen mit verschiedenen Hintergründen als autonome malerische Arbeiten funktionieren.

Zum Titel der Ausstellung kam es, wie Ammer erläuterte, durch eine Aussage des Künstlers, in der er sich zu den Kollegen des Wiener Aktionismus abgrenzte. Er arbeite mit dem Ding statt mit dem Körper, was ihn "in der Arbeit schüchtern bleiben" lasse. Diese Schüchternheit findet sich auch in den wenigen menschlichen Figuren wieder, die Gironcoli in seinen Arbeiten auf Papier einsetzt: Sie wirken inmitten von im Raum schwebenden Skulpturen oft schutzlos, meist kehren sie dem Betrachter den Rücken zu. Immer wieder finden sich auch Hunde in den Zeichnungen, sie bleiben jedoch weitgehend die einzigen Tiere, die in das Werk Eingang gefunden haben.

Und so bietet "In der Arbeit schüchtern bleiben" wohl auch für eingeschworene Fans des Künstlers die eine oder andere Überraschung, die das zeichnerische und malerische Werk bereithält. Wer nach der Schau noch nicht genug hat, bekommt derzeit auch an zahlreichen anderen Orten die Möglichkeit, in das Werk einzutauchen: Allein in Wien bieten sich dafür drei Möglichkeiten: In der Galerie bei der Albertina/Zetter sind sowohl Papierarbeiten als auch Skulpturen zu sehen (bis 3. März), im Showroom der Galerie Krinzinger steht "Bruno Gironcoli, Hans Schabus: Nächste Türe läuten!" auf dem Programm (bis 10. März). In der Wiener Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, die maßgeblich auch das mumok in der aktuellen Schau unterstützt hat, werden weitere Werke Gironcolis gezeigt (bis 26. Mai). In Gironcolis Heimatbundesland Kärnten zeigt der Klagenfurter Kunstraum Walker ab 12. Februar Arbeiten des Künstlers, eine weitere Gironcoli-Ausstellung gibt es in der Villacher Galerie Freihausgasse (bis 8.2.)