Zu seinem 80. Geburtstag würdigt die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel den deutschen Maler Georg Baselitz mit einer großen Werkschau. Bis zum 29. April sind 81 Gemälde und zwölf Skulpturen aus sechs Schaffensjahrzehnten zu sehen. Darunter finden sich neben neuen Werken auch solche, die seit Jahrzehnten in Privatbesitz sind und nicht öffentlich zu sehen waren.

Parallel zeigt das Kunstmuseum Basel mehr als 100 Zeichnungen, darunter eine, mit der Baselitz als 17-Jähriger bei der Kunstakademie in Dresden abgeblitzt war - abgebildet ist ein Reh. Baselitz zählt zu den bedeutendsten Gegenwartskünstlern. Am 23. Jänner wird er 80 Jahre alt. Vor der Eröffnung der Schau zeigte er sich am Freitag in Riehen versöhnt mit seiner Kunst aus 60 Schaffensjahren: "Was ich in dieser Ausstellung sehen kann: der größte Mist, den ich gemacht habe 1963, der hängt jetzt hier so wunderbar da. Aus den nur aggressiven und bösen Bildern sind im Laufe der Jahre gute Bilder geworden."

Die große Nacht im Eimer

Der gebürtige Sachse hatte Anfang der 60er Jahre mit Bildern wie "Nackter Mann" oder "Die große Nacht im Eimer" über einen onanierenden Buben einen Skandal ausgelöst. Sie wurden seinerzeit bei einer Ausstellung wegen Obszönität konfisziert. Aus den 60er Jahren hat die Fondation Schlüsselwerke etwa aus der Heldenserie zusammengetragen. Darauf stellt Baselitz Männer in zerrissener Kleidung dar, denen jedes Heldenhafte abhandengekommen ist. Er bedauere, damals nicht mehr davon gemalt zu haben, sagte er - auch, weil die Bilder viel Geld eingebracht hätten: "Ich wünschte mir, es wären mehr gewesen."

Berühmt wurde der Vorläufer der Neo-Expressionisten mit Bildern, die im ersten Moment wie verkehrt herum aufgehängt aussehen. Figuren stehen oder hängen kopfüber. Zahlreiche dieser Werke sind in Riehen zu sehen. Das Markenzeichen zieht sich bis heute durch sein Werk, wie das fast fünf mal drei Meter große Bild "Avignon Ade" aus dem Jahr 2017 zeigt.

Er arbeite heute viel nach Fotos, sagte Baselitz. "Selfies" müsste man sagen, denn Baselitz macht digitale Aufnahmen. "Ich muss meine Hässlichkeit nicht mehr zum Fotografen tragen", meint er dazu. Damit beschäftige er sich in letzter Zeit, dabei kehre "eine gewisse Selbstsicherheit" ein, etwa mit der Erkenntnis: "Ach, so hat mein Vater auch schon ausgesehen."