"Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit", steht auf der Wiener Secession geschrieben. Diesem Motto entsprechend stellt WienTourismus in einer spannenden Werbekampagne in Deutschland und Großbritannien die Frage: 100 Jahre alt. Und noch immer zu gewagt? Wieviel Moderne halten wir heute aus? Im Zentrum der Kampagne stehen Aktdarstellungen von Egon Schiele, die bis Ende November auf Plakatstellen, Hauswänden, Citylights in Hamburg und Köln oder in der Londoner U-Bahn für Diskussionen über die Freiheit von Kunst und Interesse an der Wiener Moderne sorgen sollen. Konkret handelt es sich um Schieles „Sitzender Männerakt (Selbstdarstellung)“, „Stehendes nacktes Mädchen mit orangefarbenen Strümpfen“, „Hockender weiblicher Akt“ sowie „Kniender Selbstakt“. Deren explizite Nacktheit sorgte dabei nicht nur zu Zeiten der Wiener Moderne für Provokation, wie Wiens Tourismusdirektor Norbert Kettner erfahren musste: „Wir affichieren Schieles Bilder in der Öffentlichkeit, mussten dafür aufgrund geltender Werbevorschriften Teile von ihnen verdecken – das zeigt, dass sie selbst 100 Jahre später immer noch als gewagt empfunden werden. Damit unterstreichen wir unsere Kernbotschaft: die Protagonisten von damals waren ihrer Zeit voraus. So weit, dass selbst heute noch über sie diskutiert wird“.

Auf sämtlichen Abbildungen werden die primären Geschlechtsmerkmale von einem weißen Textfeld bedeckt, das zugleich als Vehikel für Wiens Botschaft dient: Die Frage „100 Jahre alt. Und noch immer zu gewagt?“ kann vom Publikum mittels Hashtag #DerKunstihreFreiheit (#ToArtItsFreedom) via Social Media diskutiert werden. „Beim Betrachter soll übrigbleiben, dass Wien immer schon eine Stadt der Avantgarde war und seit jeher Menschen egal welcher Herkunft und welchen Hintergrunds ermöglicht, sich kreativ zu entfalten. Wir wollen auf unkonventionelle Weise neugierig machen auf Wien und die Sammlung des Leopold Museum, das uns dankenswerter Weise bei dieser nicht alltäglichen Kampagne voll unterstützt hat“, so Kettner.

Völlig unbedeckt präsentierten sich Schieles „Stehendes nacktes Mädchen mit orangefarbenen Strümpfen“ und sein „Hockender weiblicher Akt“ bereits am 26. Oktober und am 2. November in der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“, die der Wiener Moderne ihre 12-seitige Weltkunst-Beilage widmete.