Rund drei Viertel aller Kinder auf unserem Planeten werden regelmäßig misshandelt. „1,7 Milliarden waren 2015 in irgendeiner Form Gewalttätigkeiten ausgesetzt“, heißt es in einem aktuellen Bericht der Initiative „Know Violence in Childhood“. Und mehr als 8000 Kinder starben laut UNO im vergangenen Jahr bei bewaffneten Konflikten – unfassbare Zahlen allesamt, die sehr viel über den Zustand der Menschheit am Beginn des 21. Jahrhunderts aussagen.
Wie lassen sich die Schicksale hinter solchen Statistiken begreifen und mit künstlerischen Mitteln verarbeiten? Der österreichische Maler Gottfried Helnwein hat schon früh Antworten darauf gesucht und zu diesem Zweck seine eigenen vier Kinder in Uniformen gesteckt, ihnen Waffen in die Hände gedrückt oder ihnen Bandagen um die Köpfe gewickelt. Das Resultat dieser Inszenierungen waren hyperrealistische Darstellungen von Schmerz und Gewalt, die bei den Zeitgenossen des Künstlers vielfach auf Abwehr stießen und für ihn selbst Ausstellungsboykotts, Beschlagnahmungen oder die Verhinderung seiner Berufung an die Wiener Kunstakademie zur Folge hatten.
Angesichts der Allgegenwart von Hass und Gewalt in den heutigen Medien haben die Bilder des 69-jährigen Wieners bereits viel von ihrer verstörenden Wirkung verloren. Für kleinere Erregungen reicht es immer noch, wie die Anzeige eines Bleiburger Gemeinderates nach der Eröffnung der großen Helnwein-Schau im Mai dieses Jahres offenbarte. Ungeachtet dessen verdecken seither riesige Kinder-Porträts die Fassaden einiger Bürgerhäuser am Hauptplatz des Südkärntner Städtchens, darunter die Apotheke, das Gemeindeamt oder das Werner-Berg-Museum, wo mittlerweile mehr als 19.000 Besucher die Bilder des 1981 verstorbenen Hausherren und seines prominenten Gastes bestaunt haben.

„Es gibt keine großen Entdeckungen und Fortschritte, solange es noch ein unglückliches Kind auf Erden gibt“, sagte einst der dreifache Vater Albert Einstein. In Bleiburg kann man sich noch bis kommenden Sonntag von der Richtigkeit dieses Spruches überzeugen lassen.