Sammeln, bewahren, forschen, vermitteln. Das Geschehen in Museen umspielt üblicherweise eine Aura der Geruhsamkeit. Im Universalmuseum Joanneum (UMJ) aber gärt es seit geraumer Zeit.

Nächste Woche, am 19. und 20. Oktober, finden die Hearings für die Neubesetzung der wissenschaftlichen und der kaufmännischen Chefposition in Österreichs zweitgrößtem Museum statt. Für die kaufmännische Leitung haben sich sechs Personen beworben. Für die wissenschaftliche sieben. Zum Vergleich: Im Frühjahr bewarben sich 78 Menschen um die Intendanz des steirischen herbsts. Im Sommer immerhin 60 um die Leitungsfunktion im Grazer Kulturamt.

Kaum Bewerber, das ist ungewöhnlich

Sechs und sieben: Eine so bescheidene Bewerberzahl ist für ein Haus mit zwölf Standorten, 325 vollzeitäquivalenten Mitarbeitern, mehr als 600.000 jährlichen Besuchern und 28 Millionen Euro Gesamtbudget bestimmt enttäuschend? „Wenn ein nicht unerfolgreich tätiger Geschäftsführer sich wieder bewirbt, sehe ich das nicht so“, relativiert Kulturlandesrat Christopher Drexler (ÖVP).

Dass der aktuelle UMJ-Alleingeschäftsführer Wolfgang Muchitsch auch 2018 bis 2022 als wissenschaftlicher Leiter des Hauses agieren will, ist kein Geheimnis. Aufgeregt diskutiert wird im Joanneum aber ein angeblicher SP-VP-Deal, der nebst den Museumsjobs auch ÖVP-Posten im Bildungsbereich umfasst. Damit soll eine SPÖ-Parteisoldatin an die kaufmännische Spitze des Museums gespült werden. Vor allem darum kreisen nun die Befürchtungen im Haus: dass jemand mit hinterfragenswerter Qualifikation im Museumsmanagement per Chefposition mit Budgethoheit auch programmatisch ins Steuer greift.

Ist die Besetzung tatsächlich schon vor den Anhörungen ausgehandelt? „Die Hearings finden nächste Woche statt, was soll da ausgedealt sein?“, widerspricht Drexler, der demnächst auch die Geschäftsführung von Theaterholding und Spielstätten sowie der Theaterservicegesellschaft neu besetzen muss. Die Stellenausschreibungen dafür laufen bis 22. Oktober.

Ganz ohne Ausschreibungen will Drexler nächstes Jahr die Verträge von Schauspielhaus- Intendantin Iris Laufenberg und Opernchefin Nora Schmid verlängern: „Wir wollen beide in Graz halten und ihnen Gelegenheit geben, ihre künstlerischen Visionen weiterzuentwickeln, ohne ihr Renommee durch eine Ausschreibung zu beschädigen“, argumentiert er.

Pannenreiches Procedere

Peinliche Pannen, von der Stadtpolitik als „Formfehler“ oder „Versehen“ bezeichnet, begleiten derweil das Bewerbungsverfahren um die Nachfolge von Peter Grabensberger im Grazer Kulturamt. Ende August wurden zehn Bewerber und Bewerberinnen zum Hearing geladen – ohne Zustimmung von Kulturstadtrat Günter Riegler und Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner (beide VP). Umsonst. Der Anhörungstermin wurde abgesagt, fünf Personen fehlten bei der neuerlichen Einladungsrunde. Besonders bitter: Für die Ausladung der Einladung erhielten sie keine Begründung.

Auf der neuen „Shortlist“, wie es Kulturstadtrat Günter Riegler nennt, befinden sich sechs Kandidaten. Am 3. November durchlaufen diese nun ein Bewerbungsprozedere, das aus kurzen Vorträgen am Vormittag und einem klassischen Hearing am Nachmittag bestehe. Die Kommission erstellt danach, je nach Qualifikation, einen Einser-, Zweier- oder Dreiervorschlag. Wird dieser von Bürgermeister Siegfried Nagl abgesegnet, „könnte er am 16. November in der nicht öffentlichen Gemeinderatssitzung beschlossen werden“, sagt Riegler.

„Relativ schnell und problemlos ist der Wechsel von Johann Kasper zu Peter Grabensberger im Kulturamt über die Bühne gegangen“, bilanzierte diese Zeitung am 26. Oktober 2000. Eines ist schon fix: Das kann man dieses Mal nicht sagen.