Das Ars Electronica Festival "AI - Das andere Ich" widmet sich von 7. bis 11. September in Linz der Artificial Intelligence (AI/künstliche Intelligenz). Neu ist ein Opening Symposium am Donnerstag zum Thema "How Cultures Shape Technology". Die APA sprach dazu mit einem der vier Eröffnungsredner, Mark Coeckelbergh, Professor für Medien- und Technikphilosophie an der Uni Wien.

Im Eröffnungssymposium geht es um die Frage, wie unterschiedliche Kulturen technologische Entwicklungen und Anwendungen formen. Die Hauptakteure selbst könnten nicht unterschiedlicher sein: Forscherin Maria Yablonina vom Institut für computerbasiertes Entwerfen der Uni Stuttgart, Zen-Mönch und AI-Experte Zenbo Hidaka, Roboter-Designer Shunji Yamanaka von der Uni Tokio und Philosoph Coeckelbergh. Der gebürtige Belgier sieht Kultur und Technik sehr verbunden. "Technik ist total eingebettet in das kulturelle Leben." Auch die Technologie forme die Kultur, aber das geschehe langsamer.

Wichtig erachtet der Philosoph, dessen Spezialgebiet die Evaluierung von Entwicklungen in der Robotik und künstlichen Intelligenz ist, die Verbindung auf internationalem Level, zu der er beitragen möchte, denn "die Technologie hat keine Grenzen, also sollen wir auch keine haben". Dass es erhebliche Unterschiede zwischen den Kulturen im Umgang mit künstlicher Intelligenz gebe, sei "nicht übertrieben". Im asiatischen Raum, vor allem in Japan, werde die Frage nach dem Vergleich mit dem Menschen nicht so dringlich empfunden. Das habe damit zu tun, dass dort der Mensch nicht denselben außergewöhnlichen Stellenwert habe wie im Westen. Der Zugang zu Robotern sei generell positiver und die Bereitschaft neue Technologien auszuprobieren höher.

Der Roboter-Rat

Der 1975 in Leuven geborene Coeckelbergh ist auch Teil des kürzlich vom Infrastrukturministerium einberufenen Roboter-Rats, der Strategien für den Umgang mit künstlicher Intelligenz und Robotik erarbeiten soll. Dieser müsse "Ratschläge formulieren, die nützlich für die Politik sind". Es gehe nicht darum, Angst zu erzeugen, sondern Fortschritte zu machen. In der Diskussion um Jobverluste durch den Einsatz von Robotern seien Wirtschaft und Politik gefragt. "Jetzt denkt man darüber nach, es ist aber schon ziemlich dringend", mahnt Coeckelbergh.

Generell würden sich die Menschen sehr für Roboter interessieren, findet der Belgier. "Nur wenn sie uns zu ähnlich schauen, bekommen die Leute ein unheimliches Gefühl." Daher komme wohl die Angst, dass die Maschine mächtiger als der Mensch werden könnte. Es gelte einen konstruktiveren Weg einzuschlagen: "Lasst uns mit den Robotern arbeiten, wie können wir sie als nützlichen Teil der Gesellschaft einbinden?"

Science-Fiction-Filme würden die Menschen sehr beeinflussen. Roboter, die von Schauspielern dargestellt würden, erweckten den Eindruck, wir könnten Roboter bauen, die sich wie Menschen benehmen. "So weit gehen die Roboter, die wir jetzt haben, nicht. Wenn die Leute Roboter im Labor treffen, haben sie aber diese Erwartung, wegen der Filme und weil wir soziale Wesen sind. Da setzt die soziale Natur in uns ein, die uns so benehmen lässt, als ob sie ein anderes Uns wären".

Die Rechtsfrage

Mit Rechten für Roboter, ähnlich den Menschenrechten, müsse man vorsichtig sein, warnte Coeckelbergh. In der Vergangenheit habe man schon oft Rechte verwehrt, etwa den Frauen, Sklaven, den Tieren. Es sei aber eine aber eine interessante philosophische Frage. In der Beziehung von Menschen zu Robotern gelte es, darauf zu achten, welche Werte wirklich wichtig sind und diese Entscheidung müsse den Menschen vorbehalten bleiben, "nicht die Maschinen entscheiden lassen, was wichtig ist, was ein gutes Leben ausmacht".

"Technologie kann helfen, die Dinge besser zu machen, aber wir müssen auch an die sozialen und ethischen Aspekte denken, solange sie entwickelt wird, nicht erst danach". In Bezug auf künstliche Intelligenz dränge die Zeit. Es gelte, sicherzustellen, dass die großen Unternehmen verantwortungsvoll handeln. Das bedürfe einer Zusammenarbeit mit der Politik und der Gesellschaft. "Wir sind überrascht worden von der schnellen Entwicklung des Internets. Jetzt wissen wir, wie radikal die Auswirkung auf unser Leben sein kann", so Cockelbergh. Generell gehe es um die Frage, wie unser Leben, unsere Beziehungen ausschauen sollen. Das müsse jeder individuell entscheiden, sei aber auch Thema der Politik, sagte der Technik-Philosoph.