"Als die Kühe noch Hörner und die Walser noch Hüte trugen", da ging Nikolaus Walter mit seiner Kamera hinauf ins Große Walsertal und fand ein „Steiles Erbe“. 1977 war das.

Drei Jahre lang porträtierte er Menschen und Landschaften. Nach der Messe, in der Stuben, auf dem Traktor, im Schnee. Beim Heuen, Melken, Käsen, Schindelmachen. Die Schwarzweiß-Fotos des Dornbirners sind achtsame Blicke auf Schönheiten, aber auch Härten eines Lebens in den Alpen, wie sie auch die Dichterin Elisabeth Burtscher aus Fontanella zusammenfasst: „Steil ist es bei uns / nebeneinander hat nicht viel Platz / viele haben müssen noch weiter hinauf...“.

Walter kehrte 2000 bis 2002 wieder, um zu erfahren und zu zeigen, wie der Fortschritt – vor allem in Gestalt von Touristen – selbst in die entlegensten Winkel des Vorarlberger Engtals hinaufhallte. Jetzt waren es Mountainbiker, Bungeejumper oder Wohnwägen, die ihm vor die Linse kamen.
Die nachhaltigsten Momente dieses Langzeitprojekts präsentiert der 72-jährige Fotograf nun im Grazer Atelier Jungwirth – Erkundungen einer verlorenen Zeit von einem Neugierigen auf die Welt, der seine kreative Arbeit immer auch mit sozialem Engagement verknüpft.

Acht
sind wir gewesen
acht Kinder
fünf Kühe
umgekehrt
wäre es besser
hat hie und da
einer gesagt
Wenn man
das sechste ist
das siebte
oder das achte
mag man das
nicht so gern hören
Und besser
wäre es gar nicht gewesen
wo hätten wir
das Heu hergenommen
für so viel Vieh
Elisabeth Burtscher

Albertina Nigsch, Blons (1978)
Albertina Nigsch, Blons (1978) © Nikolaus Walter
Lutzschwefelbad (2002)
Lutzschwefelbad (2002) © Nikolaus Walter
Fontanella (2002)
Fontanella (2002) © Nikolaus Walter