Lange hat es gedauert, doch mittlerweile ist die historische Bedeutung der 2014 verstorbenen Maria Lassnig unbestritten. Nachdem zuletzt bereits in Florenz und London größere Würdigungen initiiert wurden, ist am Freitagnachmittag nun am Rande der documenta 14 in Athen die letzte Ausstellung eröffnet worden, welche die Künstlerin noch selbst mit Kurator Hans Ulrich Obrist konzipieren konnte.

"Maria Lassnig. The Future is Invented with Fragments from the Past" lautet der Titel des Projekts in der Municipal Gallery, das bis 16. Juli vor allem das Verhältnis der Malerin zur Antike und ihrer Mythologie reflektiert. Rund 50 Werke aus bedeutenden österreichischen Sammlungen beleuchten damit einen eher unbekannteren Werkkorpus der Künstlerin.

Körper und (Um-)Welt

Zugleich verdeutlichen die Arbeiten, unter denen die Aquarelle einen besonderen Fokus darstellen, dass die charakteristischen Lassnig-Themen wie das Verhältnis des Körpers zur Umwelt oder die Relation zwischen Innen- und Außenwelt auch unter diesem Blickwinkel zum Tragen kamen. Lassnig verband ihre eigene Stilistik mit der zeitüberdauernden Mythenwelt der Antike, ihr subjektives Gefühlsleben mit mediterraner Landschaft. Der poetische Ausstellungstitel "Die Zukunft wird mit Fragmenten der Vergangenheit erfunden" geht dabei auf Lassnigs Freundin Friederike Mayröcker zurück.

Unterstützt wird die Präsentation in Athen von der Maria Lassnig Stiftung. "Die Mythologie war bei Maria Lassnig immer als mentale Reise präsent", unterstreicht Peter Pakesch als Stiftungsvorstand anlässlich der Ausstellungseröffnung: "Deren Deutung und Neudeutung bildet einen wichtigen Angelpunkt in ihrem Werk und wurde immer wieder zur Referenz."

Breitenwirkung

Dass man die am Samstag (8. April) offiziell fürs Publikum öffnende documenta mit der Schau flankiere, sei immanent wichtig, betonte auch Denys Zacharopoulos als künstlerischer Leiter der Municipal Gallery: "Sie ist deshalb von Bedeutung, weil es der documenta 14 die Tiefe des historischen Hintergrunds verleiht." Lassnig selbst war bei der documenta 7 (1982) und documenta X (1997) vertreten.

Um eine möglichst große Breitenwirkung zu erzielen, belässt man es nicht bei der schieren Präsentation der Lassnig-Werke. Stattdessen wird das filmische Oeuvre der Künstlerin im Begleitprogramm präsentiert, und wissenschaftliche Vorträge sollen die Malerin dem griechischen Publikum näherbringen.