Zuerst müssen die Schuhe weichen: Das ist die Voraussetzung, um in den Genuss der Kunsthallen-Ausstellung von Camille Henrot am Wiener Karlsplatz zu kommen. So wandert man schließlich in dem rechteckigen Raum mit einem federndem Gefühl auf etlichen Jiu-Jitsu-Matten. In "If Wishes Were Horses" geht die französische Künstlerin recht frei mit Assoziationen von Kreativität und Macht um.

Konkret passiert das anhand von vier Arbeiten: Raumgreifend präsentiert sich dabei "Tug of War", ein überdimensionaler, aus unterschiedlichsten Materialien bestehender französischer Zopf, der von zwei Mauerelementen abgegrenzt wird. Dutzende Seile, Ketten und Kabel wurden dafür kunstvoll ineinander verschlungen. "Hier geht es auch um Handwerk, Wissen und dessen Weitergabe", unterstrich Henrot am Dienstag bei einer Presseführung. Die Machart des Zopfes könne nur schwer mittels eines Schemas oder mit Worten beschrieben werden. "Man muss ihn schon machen, um ihn machen zu können."

Gehe es hier um die Macht - oder besser gesagt: Ohnmacht - von Wörtern, sind es bei der Videoarbeit "Tuesday" Querverweise zwischen Jiu-Jitsu-Kämpfern und Rennpferden. Beide hat Henrot, unterlegt mit einem zeitgenössischen R'n'B-Soundtrack, in Slow Motion festgehalten und lässt sie quasi miteinander kommunizieren. "Es sind teils sanfte Gesten, und dann folgt wieder der Wettkampf", erläuterte die Künstlerin, die sämtliche Werke eigens für die Kunsthalle konzipiert hat. "Diese Welt der Rennpferde ist ja geradezu absurd. Sie werden gehegt und gepflegt, und doch wurden sie nur für das Rennen gezüchtet."

Arbeit von Camille Henrot
Arbeit von Camille Henrot © (c) Jorit Aust

Komplettiert wird die Schau, deren Titel sich auf ein englisches Sprichwort ("If wishes were horses, beggars would ride", was etwa mit "Wenn nur das Wörtchen 'wenn' nicht wäre" gleichzusetzen ist) bezieht, durch zwei Skulpturen - einerseits einem Boxsack, aus dem eine silberne Figur hervorquillt, andererseits einem goldenen Sockel, auf dem ein tiergleiches Wesen kauert. Kampf und Wettstreit sowie scheinbare Intimität und das Zusammenfinden von Gegensätzlichem treten so in einen Dialog. "Es geht um die Beziehung von Körpern, Wörtern und Macht", konstatierte Henrot.

Die von morgen, Mittwoch, bis 28. Mai zu sehende Präsentation Henrots stehe in der Tradition etlicher Ausstellungen der Kunsthalle: "Wir wollen völlig neue Produktionen ermöglichen", sagte Direktor Nicolaus Schafhausen. "Und das geht teils auch an unsere Grenzen." Entsprechend bedankte er sich beim Team um Kurator Luca Lo Pinto, der die Schau als "sehr physisch" beschrieb. Die Füße des Publikums werden dem wohl zustimmen.