Ja, Weihnachten ist ein Fest der Wiederholungen und der Traditionen. Aber das heißt nicht, dass man sich als Pop-Hörer jedes Jahr immer nur die gleichen zehn okayen Weihnachtssongs anhören muss - da gibt es nämlich mehr. Viel mehr. Wie es der Zufall will, hat das Köpfhörer-Dienstradl diesmal auf jemanden gezeigt, der seit Jahren Indie-Weihnachtssongs sammelt. Kein Zufall ist es, dass die Musikindustrie so kurz vor Weihnachten auch so gut wie nix neues auf den Markt bringt (eine der wenigen Ausnahmen ist die mittelprächtige neue N.E.R.D.). Also gibt es diese Woche fünf schöne Indie-Weihnachtslieder und als Draufgabe eine laange Playlist auf Spotify zum Durchgustieren.

Scott Matthew & Sia: "Baby it's cold outside"

Dass Duett aus dem Jahr 1944 ist eigentlich gar kein Weihnachtslied, sondern ein Standard-gewordener Disput zwischen Mann und Frau, in dem er sie überreden will, nicht zu gehen. Tausend Mal gesungen und noch immer charmant. Nach Ella Fitzgerald & Louis Jordan,  Sammy Davis Jr. & Carmen McRae,  Tom Jones & Cerys Matthews,  Willie Nelson & Norah Jones oder Lady Gaga & Joseph Gordon-Levitt hat es für diese Aufnahme aus dem Jahr 2008 der theatralische Songwriter Scott Matthew interpretiert und sich dabei die damals noch eher unbekannte Sia dazugeholt. 

She & Him: "Christmas Memories"

Weihnachts- und Winterzeit ist Duett-Zeit. Da sind sich auch Zooey "New Girl" Deschanel und M. Ward einig, die als She & Him schon sechs Alben veröffentlicht haben, zwei davon sind reine Weihnachtsalben. Auf dem ersten, "A Very She & Him Christmas", ist "Baby it's cold outside" natürlich auch vertreten. Das zweite heißt "Christmas Party".  Und zum Song "Christmas Memories" gibt's ein wirklich hübsches Video:

The Raveonettes: "The Christmas Song"

Vom Dänen-Duo Sune Rose Wagner und Sharin Foo gibt es eine schöne Weihnachts-EP, dieser Song ist aber noch besser und leider nicht darauf enthalten. Im Video spielt übrigens Jack Skellington, die Hauptfigur des Kultfilms „The Nightmare Before Christmas“, eine kleine Rolle.

Phoenix: "Alone on Christmas Day"

"Alone on Christmas Day" wurde 1977 von Mike Love and Ron Altbach für ein Weihnachtsalbum der Beach Boys geschrieben, das allerdings nie erschien. Erst im November 2015 brachte es Mike Love als Single heraus, nur wenige Wochen später folgte schon das Cover der französischen Indie-Popband Phoenix - mit niemand geringerem als Bill Murray als Special Guest. Der Song wurde nämlich im ziemlich festlichen und ziemlich starbesetzten Netflix-Special "A Very Murray Christmas" verwendet. Im Film spielen Phoenix die Hotel-Küchenbrigade. Dafür gibt es von Murray am Ende die lobenden Worte: "Und ihr Burschen könnt kochen auch noch. Ihr seid eine echt gute Partie!"

Belle and Sebastian: "O Come, O Come, Emmanuel"

Jetzt wird's richtig besinnlich: "Komm, komm, Immanuel!" ist ein Adventslied, das auf die jahrhundertealten O-Antiphonen der katholischen Liturgie zurückgeht. Die Coverversion wurde auf dem Benefizsampler "It's a Cool Cool Christmas" veröffentlicht, die Version hier stammt von den legendären Peel Sessions. 

The XX: "Last Christmas"

Keine Weihnachtspopsongliste ohne "Last Christmas". Denn für alle, die es längst schon nicht mehr hören können, gibt es eine riesige Menge an schönen Coverversionen. Das hier ist eine der speziellsten. The XX machten den unverwüstlichen Punschstandklassiker für die BBC Radio 1 Live Lounge zu einem XX-Song, ätherisch wie ein Schneeflöckchen.

Sufjan Stevens: "I'll Be Home For Christmas"

Sufjan Stevens hat schon längst den Indieweihnachtsvogel abgeschossen - mit nicht einem, sondern zwei Weihnachtsalben. Die aus jeweils fünf CDs bestehen. "I'll Be Home for Christmas" ist ein Cover von Bing Crosby (1943).

Low: "Just like Christmas"

Die US-Indieband hat ihre Fans 1999 mit einem kostenlosen Weihnachtsalbum beschenkt. Das ist einer der schönsten Songs daraus - unkitschige Lyrics und klingende Schlittenglöckchen als Kontrast inklusive.

Elastica: "Gloria"

Aus dem Weihnachtssampler von Geffen Records 1996. In excelsis deo!

The Polyphonic Spree: "Happy X-Mas (War is over)"

Nein, das ist keine Sekte, sondern eine Band. The Polyphonic Spree ist ein 12-oder-so-köpfiges Indie-Chorprojekt aus Texas rund um Tim DeLaughter. Und das hat sich, wie es sich für einen Chor gehört, auch dem Weihnachtsliedgut verschrieben. Jedes Jahr gibt's in Texas eine Weihnachtsshow, mit "Holidaydream" gibt es eine eigene Weihnachts-CD, und hier in diesem Video wird John Lennons und Yoko Onos Hymne gecovert. 

Ein "Bonustrack" von Scooter ... ;)

... und eine Weihnachts-Playlist:

Noch viel mehr Klingeling für verwöhnte Ohren gibt's in dieser Playlist auf Spotify. Hätten Sie noch weitere Vorschläge?