Sagen Sie ruhig Marathonmann zu ihm! Denn der nimmermüde Michael Nemeth feiert ein eckiges Jubiläum. Es ist dies nämlich die 15. Saison des Musikvereins für Steiermark, die er künstlerisch verantwortet. „So auf rund 1000 Konzerte samt den Sonderveranstaltungen werde ich bis dato schon kommen“, sagt der passionierte Generalsekretär stolz. Nochmals so einen Marathon, bis 2037? „Warum nicht? Ideen für die nächsten 15 Jahre habe ich auf alle Fälle, die Liste mit den Ideen wird immer länger. Wir halten durch und versuchen, die Stellung zu halten.“

Das ist freilich nicht leicht, gerade in Pandemiezeiten. Der Lockdown war auch für Nemeth und die Seinen „eine Wahnsinnszäsur“, selbst wenn man diese etwa mit gut angenommenen, allerdings sehr aufwendigen Gratis-Streamings etwas abfedern konnte. Aber der 43-jährige Kulturmanager hat auch da Erfolgsmeldungen parat: „Der Publikumszulauf ist ungebrochen. Außerdem lukrierten wir in der abgelaufenen Spielzeit aufgrund von zehn zusätzlichen, nachgeholten Terminen umsatzmäßig fast mehr als 2014/15 in unserer 200-Jahr-Jubiläumssaison.“

Das Motto sei zu der Zeit jedenfalls gewesen und gelte immer noch: „No risk, no fun!“. Mut, der zum Erfolg führt, mit folgenden Rezepten: Verkürzungen der (teils pausenlosen) Abende, noch engere Kundenbindung, noch breitere Programmatik, technologische Weiterentwicklungen, größere Flexibilität beim Kartenverkauf und – am wichtigsten – natürlich weiterhin höchste künstlerische Qualität. „Dieses ganze Sammelsurium an Ingredienzien greift, gibt uns recht, verschafft uns Optimismus und schlägt sich eben auch in Zahlen nieder“, betont Nemeth.

Ein Optimismus, der auch in der 208. Saison des nach Laibach und Wien drittältesten Konzertveranstalters der Welt durchschlagen soll. Der umfangreiche Spielplan für 2022/23, wieder mit 20 Orchesterkonzerten, drei Philharmonischen Soireen, acht Kammerkonzerten, fünf Liederabenden, vier Solistenkonzerten, drei Festkonzerten, Tagesangeboten des Projekts Probe:Hören et cetera liest sich jedenfalls so.

Aber es wäre nicht Michael Nemeth, wenn er nicht schon wieder weiter ausblicken würde. Also avisiert er ab der nächsten Saison ein Joseph-Haydn-Festival, geleitet von Adám Fischer. Über drei Spielzeiten hinweg soll der große Klassiker mit insgesamt 30 Projekten geehrt werden. Der 73-Jährige aus Budapest übergab ja 2016 bei der Neupositionierung der von ihm gegründeten „Österreichisch-Ungarischen Haydn- Philharmonie“, die 28 Jahre lang Fundament der Internationalen Haydntage in Eisenstadt gewesen war, den Taktstock an den deutsch-französischen Cellisten Nicolas Altstaedt. Nun träumt Fischer davon, „dass wir mit den geplanten Musikvereinskonzerten Festspiele als Zentrum der Haydn–Welt etablieren werden, die dafür sorgen, dass auch die nachfolgende Generation Haydn so liebt wie wir es tun. Graz und der Musikverein sollen zum Haydn-Mekka gedeihen“.

Und apropos nachfolgende Generation: Für diese setzt der Musikverein traditionell Akzente, so etwa mit der Kinderreihe „Amabile“, mit Workshops für Schulklassen, mit den Salonkonzerten junger Ensembles oder in Kooperationen mit der Grazer Kunstuniversität oder dem Fux-Konservatorium.