"Das verbindende Element von Jung-Wien war: Man hat in Wien gewirkt und war jung", umriss Kuratorin und Archivleiterin Therese Muxeneder am Dienstag den losen Charakter der Gruppe, deren Namen im Kern auf Arthur Schnitzler zurückgeht. Zum Jung-Wien-Kreis gehörten deshalb nicht nur Dichter wie Peter Altenberg oder eben Schnitzler, sondern auch Vertreter anderer Disziplinen wie Adolf Loos oder Schönberg.

Ein Manifest der Gruppe gab es nie. Das Schriftstück "Aus froher Champagner-Gilde", das 1898 von einer bereits illuminierten Runde von 24 Männern, darunter Größen wie Felix Adler, Alexander Zemlinsky, Adolf Loos oder Schönberg, im damaligen Cafe Griensteidl unterzeichnet wurde, kommt dem wohl am nächsten. Es findet sich ebenso in der Schau wie die Erläuterung der Augsburger Confession als Sinnbild für den Übertritt des Juden Schönberg zum Protestantismus - einen Schritt, den in einer Zeit des anschwellenden Antisemitismus in der zweiten Hälfte der 1890er-Jahre viele Jung-Wien-Vertreter setzten.

Dieses ambivalente Original steht neben zahlreichen Exponaten, die den kreativen Impetus des Komponisten Schönberg auch in anderen Disziplinen unter Beweis stellen. Der originale Malkasten inklusive authentischer Farbtuben findet sich auf einer langen Tafel im Ausstellungsraum neben Entwürfen für ein eigenes Theaterstück, handgefertigten Spielkarten für Sohnemann Georg oder Konstruktionszeichnungen für eine Notenschreibmaschine. Und an den Wänden flankieren von Schönberg gemalte Porträts die Schaustücke.

"Damals gab es noch so etwas wie Universalbildung und Universalkreativität", unterstrich Muxeneder den letztlich engen Austausch verschiedener Professionen. Man denke immer noch zu sehr in Zeitachsen und vergessen dabei die Bedeutung des Ortes auf die Entwicklung einer Person: "Für uns war erstaunlich, wie sehr Arnold Schönberg in die künstlerische Topografie seiner Zeit eingeschrieben ist." Und diese Topografie zeichnet man mit der neuen Ausstellung mit oftmals noch auf keiner Landkarte verzeichneten Wegen nach.