Er war in der Oper und den Sinfonien gleichsam zuhause und ein Dirigent von Welt: Der Spanier Jesus Lopez Cobos, der fast ein Jahrzehnt Generalmusikdirektor der Deutsche Oper Berlin war, ist tot. Lopez Cobos erlag am Freitag im Alter von 78 Jahren in Berlin im Kreis seiner Familie seinem Krebsleiden. Auch an der Wiener Staatsoper trauert man.

Wie etwa Pilar Lorengar, Montserrat Caballé oder Jose Carreras zählt Lopez Cobos zu den großen Namen der spanischen Klassikwelt. Sehr früh erwies sich das musikalische Talent des Spaniers. Obwohl er als Kind nie regulären Musikunterricht genossen hatte, dirigierte er nach dem Philosophie-Studium Anfang der 1960er Jahre in Madrid den Universitätschor. Er wandte sich dann dem Dirigierstudium zu, lernte zunächst bei Franco Ferrara in Italien und Hans Swarowsky in Wien und gewann den renommierten Besancon-Wettbewerb. Sein Debüt feierte er im Teatro La Fenice in Venedig.

Lopez Cobos stand immer wieder vor den großen Ensembles, etwa den Berliner Philharmonikern, dem Concertgebouw Orchestra Amsterdam, dem London Symphony Orchester oder den Wiener Philharmonikern. Regelmäßig wechselte er zwischen dem Orchestergraben in der Oper und den Podien der Konzertsäle. Er trat in der Mailänder Scala auf, in Londons Opernhaus Covent Garden oder der "Met" in New York.

Von 1981 bis 1990 war er Generalmusikdirektor der Deutschen Oper, wo Lopez Cobos mit dem Intendanten und Regisseur Götz Friedrich zusammenarbeitete. Das wohl wichtigste Ergebnis dieser Zusammenarbeit war der gemeinsame "Ring des Nibelungen", der mehr als 30 Jahre auf dem Programm blieb. Berlin wurde später seine zweite Heimat. Er war auch 1984 bis 1988 Musikdirektor des Spanischen Nationalorchesters, 1986 bis 2000 Chefdirigent des Cincinnati Symphony Orchestra, 1990 bis 2000 Chef des Kammerorchesters von Lausanne sowie zwischen 2003 und 2010 Musikdirektor des Teatro Real in Madrid.

"Noblesse und Souveränität, Vielseitigkeit und unbeirrbare Ernsthaftigkeit der künstlerischen Arbeit", beschrieb die Deutsche Oper Berlin den Dirigenten in einer Würdigung. Er sei zeitlebens das Gegenteil eines glamourösen Pultstars gewesen. Ähnlich der Wiener Staatsoperndirektor Dominique Meyer, den "eine jahrzehntelange professionelle Zusammenarbeit und Freundschaft" mit Lopez Cobos verband: "Jesus Lopez Cobos war für mich ein Kapellmeister par excellence und im besten Sinne - mit einer riesigen Erfahrung, einer großen musikalischen Bandbreite und unvergleichlicher Kenntnis, vor allem, aber nicht nur, im italienischen Repertoire. Beeindruckend fand ich auch immer, mit welcher Kompetenz und Geduld er die Sänger auf die Produktionen vorbereitete und unterrichtete. Mit Jesus Lopez Cobos verlieren wir einen großen Meister und Kenner - und einen sehr feinen Menschen."

Im Jänner noch dirigierte er an der Wiener Staatsoper "Tosca", "bereits gezeichnet von seiner schweren Krankheit - wir hätten uns aber nicht ausdenken können, dass dies sein letztes Dirigat überhaupt sein würde", so Meyer in einer Aussendung. Sein geplantes Dirigat für die Vorstellungsserie von "Aida" im April und Mai musste Lopez Cobos schon im Jänner krankheitsbedingt absagen. Insgesamt leitete er an der Wiener Staatsoper 92 Vorstellungen, darunter die Premierenproduktionen von "La cenerentola" (2013) und "Don Pasquale" (2015). Am Theater an der Wien dirigierte er 2010 "Il Postino".

Als erster Dirigent erhielt Jesus Lopez Cobos den Prinz-von-Asturien Preis der Künste, er war Ehrenmitglied der Oper in Berlin und erhielt das Deutsche Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Das Management des Musikers, Conciertos Vitoria, teilte auf Twitter mit, Lopez Cobos solle in seiner Geburtsstadt Toro rund 250 Kilometer nordwestlich von Madrid beigesetzt werden.