Am 24. Februar erklingt an der Wiener Staatsoper zum allerersten Mal  Georg Friedrich Händels„Ariodante“. David McVicar führt Regie in dem auf Ariosts „Orlando furioso“ fußenden Drama, das von der Liebe des fürstlichen Vasallen zur schottischen Königstochter Ginevra erzählt, die von Intrigen um die Thronfolge gefährdet ist. Am Pult: ein Amerikaner in Paris. William Christie, auch an der Met, in Glyndebourne, mit den Berliner Philharmonikern gefeiert, gibt sein Debüt im Haus am Ring.

Der Künstler aus Buffalo hatte nach seinen Studien in Harvard und Yale (Klavier, Orgel, Cembalo, Musikwissenschaft) 1971 den Sprung über den Teich gewagt. Und gewonnen. Er war in diesem Jahr mit seinem Ensemble "Five Centuries" und der Sopranistin Barbara Hendricks auch beim American Institute of Musical Studies  in Graz, und da kam es zur Entscheidung, entweder in Europa zu bleiben oder in seine Heimat Dartmouth zurückzukehren...

Von seiner Wahlheimat Paris aus begann er die Welt der Alten Musik zu erobern, wobei ihm seit 1979 bis heute ein hochelegantes Ensemble zur Seite steht: Les Arts Florissants, benannt nach einer allegorischen Kammeroper von Marc-Antoine Charpentier. Mit seinen Instrumentalisten und Vokalisten - wie er spezialisiert in historischer Aufführungspraxis - bringt Christie die Künste im Wortsinn mit Feinsinn zum Blühen.

„Sensibilität ist ein sehr wichtiger Begriff in meinem Vokabular. Fürs Musikmachen muss man feinfühlig sein“, sagt der 73-Jährige, der erfrischend offen mit seiner Homosexualität umgeht, kürzlich dem digitalen Berliner Klassikmagazin „VAN“.

Der Altmeister wird gewiss auch Claudio Monteverdis „L'incoronazione di Poppea“ bei den heurigen Salzburger Festspielen emotional anlegen. In dem „fantastisch unmoralischen Stück“, wie es Nikolaus Harnoncourt einmal nannte, wollen er, Jan Lauwers und dessen belgische Needcompany den Fokus auf den menschlichen Körper und die physische Präsenz der Sänger legen. Lauwers verspricht jedenfalls „die schönste ,Poppea', die man je gesehen hat“.