Seine persönliche Herangehensweise sei dabei klar: "Schubert und Strauß haben viel miteinander zu tun - sie repräsentieren die beiden Seiten der Wiener Seele." Weshalb Strauß-Musik als einzige auf der Welt perfekt zum Auftakt eines neuen Jahres passe, könne er selbst nicht sagen: "Aber lasst uns einen Tag im Jahr träumen."

Er selbst dirigiere nun seit 48 Jahren durchgängig die Wiener Philharmoniker: "Und ich hoffe, ich schaffe es bis zum halben Jahrhundert." Seine in italienischen Medien geäußerte Absicht, das Neujahrskonzert nicht mehr zu dirigieren, relativierte Muti dabei: "Sag niemals nie." Er bleibe beim neapolitanischen "Schauen wir mal", habe er sich doch schon oft selbst widersprochen: "Wer kann schon die Zukunft vorhersagen?!" Er sei nun schließlich Großvater, was ihm mehr bedeute, als Vater zu sein: "Bevor ich zur Hölle fahre, möchte ich noch ein wenig Zeit mit meinen Enkeln verbringen." Andererseits seien die Wiener Philharmoniker seine musikalische Familie. Deshalb gelte: "Glauben Sie nie, was Dirigenten sagen."

In einer neuen Rolle als musikalischer Familienvorstand präsentierte sich Daniel Froschauer als heuer frischbestellter Orchestervorstand der Philharmoniker: "Das ist ein neuer Platz für mich." Umso schöner sei es da für ihn, gleich mit Riccardo Muti zu arbeiten. "Wir haben eine tiefe Bewunderung für ihn", streute der Violinist dem Maestro im Namen des Orchesters Rosen: "Ich kann das schwer in Worte fassen."

Auch das Neujahrskonzert 2018 wird wieder ganz von den Mitgliedern der Strauß-Familie dominiert - vom flotten Auftakt mit dem Einzugsmarsch aus dem "Zigeunerbaron" von Johann Strauß Sohn über den "Marienwalzer" von Johann Strauß Vater bis zur Polka "Eingesendet" von Josef Strauß. Sieben Stücke werden dabei erstmals im Rahmen des Neujahrskonzerts erklingen. "Es ist wichtig, alle Aspekte eines Künstlers zu kennen und nicht die gleichen Stücke immer zu wiederholen", freute sich Muti über die Auswahl.

Dabei sind nicht nur einige Werke Debütanten - auch ein Komponist kommt erstmals zu Ehren am 1. Jänner: Alfons Czibulka. Der Militärkapellmeister komponierte zur Verlobung von Prinzessin Stephanie mit Kronprinz Rudolf die "Stephanie-Gavotte", die nun im Goldenen Saal erklingt.

Der ORF lässt sich traditionell zum 1. Jänner nicht lumpen und überträgt das Neujahrskonzert wieder parallel ab 11.15 Uhr auf ORF 2 und Ö1 - als kleines Jubiläum steht 2018 die 60. TV-Übertragung an. Mit 14 Kameras ist das ORF-Team dabei im Einsatz, werden die Bilder aus Wien doch wieder in 95 Länder übertragen. "Wir verwandeln die ganze Welt in einen großen Konzertsaal", freute sich Froschauer.

Henning Kasten ist erstmals für die Bildregie verantwortlich, während ORF-Kulturlady Barbara Rett abermals durch den Vormittag führt. Teil der Übertragung sind auch wieder die beiden Tanzeinlagen mit Solisten des Wiener Staatsballetts zum Walzer "Rosen aus dem Süden" und zur "Stephanie-Gavotte", die heuer im niederösterreichischen Schloss Eckartsau sowie in Otto Wagners Hietzinger Hofpavillon gedreht wurden. Wie Muti seinen fünften Einsatz hat auch Georg Riha als Regisseur des Pausenfilms. Der 66-Jährige widmet sich in seinem 26-minütigen Werk unter dem Titel "Wiener Moderne 1918 - 2018" den Jahresjubilaren Otto Wagner, Gustav Klimt, Egon Schiele und Koloman Moser, deren 100. Todestag sich jährt.

Wer zur Liveübertragung auf ORF 2 oder Ö1 am Neujahrsmorgen lieber noch schläft, für den wiederholt ORF III am gleichen Tag ab 20.15 Uhr das Event, während ORF 2 am 6. Jänner ab 10 Uhr nachzieht. 3sat komplettiert den Reigen dann ebenfalls am 6. Jänner ab 20.15 Uhr. Und für diejenigen, die es am Neujahrstag weder in den Musikverein noch vor den Fernseher schaffen, legt Sony Classical das Event wieder in Rekordzeit auf: Ab 5. Jänner gibt es die CD im Handel, DVD und Blu-ray folgen am 26. Jänner, Vinyl am 16. Februar.

Bereits zum vierten Mal mit an Bord sind die Wiener Stadtgärten. 30.000 Blüten von Rosen, Amaryllis oder Cymbidien hat die Mannschaft für den Goldenen Saal vorgesehen. Mit Nelken und Lilien will man hierbei der Muti-Heimat Italien huldigen. Alles Florale ist dabei in dezentem Pastell gehalten. So dominieren heuer die Farbschattierungen Rosa, Pastellorange und Frischgrün.