Das Instrument gehörte dem Schriftsteller Bruno Apitz (1900-1979, "Nackt unter Wölfen"), der in seiner Zeit als Häftling im KZ Buchenwald bei Weimar darauf gespielt haben soll. Bei einem "Gesprächskonzert" am 7. September in Erfurt will Wollong nun auf dieser Geige Musik zu Gehör bringen, die einst im Lager gespielt wurde.

Apitz habe diese Geige im Lager gegen seine alte eingetauscht, sagt der Vize-Direktor der Gedenkstätte Buchenwald, Rikola-Gunnar Lüttgenau. Er schätzt, dass sie aus einer Werkstatt im Vogtland stammt. Vor etlichen Jahren habe Apitz' Witwe das Instrument der Gedenkstätte übergeben.

"Es ist belegt, dass Apitz bei der illegalen Trauerfeier, die im Lager für Ernst Thälmann organisiert wurde, auf seiner Geige gespielt hat", berichtete Lüttgenau. Der einstige KPD-Vorsitzende Thälmann war 1944 im KZ Buchenwald ermordet worden. Auch an Kulturabenden, bei denen Apitz als Regisseur und Conferencier aufgetreten sei, habe er auf dem Instrument musiziert.

Im Fundus der Gedenkstätte finden sich laut Lüttgenau mehrere Musikinstrumente, die aus Nachlässen einstiger Häftlinge stammen, beispielsweise eine Balalaika. Apitz' Instrument sei die einzige Geige darunter. Es gebe schon länger Überlegungen, die im Lager entstandenen Programme neu aufzulegen. "Dazu ist das Gesprächskonzert ein erster Versuch."

Wollong spricht von einem spannenden Projekt. Er wolle dabei auch Musik spielen, die im Lager selbst komponiert wurde, wie das Lied "Kopf hoch". Das Lied aus Thälmanns Trauerfeier solle genauso erklingen wie Musik von Bach, kündigte der Violinist und Professor an der Weimarer Musikhochschule an.

Die Inspiration für das Konzert kam vom israelischen Geigenbauer Amnon Weinstein. Er sammelt Geigen, deren Geschichte mit dem Holocaust verbunden ist. Wollong und Lüttgenau betonten, dass die Geschichte hinter Apitz' Geige eine andere sei als die jener Instrumente in Weinsteins Sammlung, die hauptsächlich Musikern gehörten, die im Vernichtungslager Auschwitz umgebracht wurden.

Die "Geige von Buchenwald" verweise vielmehr auf das Kapitel der Untergrundmusik im Konzentrationslager. Dabei sei es darum gegangen, Mithäftlinge zu ermutigen und die eigene Situation zu reflektieren, erklärte Lüttgenau.