Austria Presse Agentur:Im ersten Jahr der Intendanz von Markus Hinterhäuser wird es nur Neuinszenierungen geben. Dafür wurde auch das Budget um etwa eine Million Euro erhöht. Wird das auch in den Folgejahren möglich sein?

Helga Rabl-Stadler: Wir versuchen, dieses Niveau halten zu können, und hoffen, 2017 so gut zu wirtschaften, dass wir einen kleinen Überschuss erzielen, den wir ins Jahr 2019 mitnehmen können. Selbstverständlich hat der neue Intendant ausschließlich mit neuen Inszenierungen beginnen wollen. Ab dem nächsten Jahr wird es aber eine Wiederaufnahme geben, 2018 die "Aida". Die Oper der Pfingstfestspiele übernehmen wir immer noch im selben Jahr ins Sommerprogramm. Wiederaufnahmen machen künstlerisch und finanziell Sinn. Aber ihr Anteil wird sicher nicht fifty-fifty sein.

APA: Hat sich der Verkauf von Produktionen an die Scala bewährt?

Rabl-Stadler: Meines Erachtens nach hat sich das sehr bewährt, für die Finanzen und für die Künstler. Denn die Sänger lernen oft so schwierigste Partien. Dass sie diese dann nur fünf Mal in Salzburg singen, ist eigentlich eine Verschwendung von künstlerischen Ressourcen.

APA:Gibt es derzeit konkrete Überlegungen für den weiteren Verkauf von Produktionen?

Rabl-Stadler: Überlegungen schon, Abschlüsse leider noch nicht.

APA:Wie läuft heuer der Kartenverkauf?

Rabl-Stadler: Wir sind bei der Zahl der verkauften Karten um fünf Prozent besser als zur selben Zeit im vergangenen Jahr, und das, obwohl wir heuer weniger Karten haben. Doch noch kann nicht Bilanz gezogen werden. Eine große Herausforderung ist immer die letzte Augustwoche, weil in unserem Workaholic-Zeitalter offenbar alle eher an den Arbeitsbeginn in der ersten Septemberwoche denken. Das heißt, wir könnten Mitte August noch mehr Karten auflegen, während wir sie gegen Ende schwerer verkaufen. Deshalb versuchen wir, wie in diesem Jahr bis zum Ende besondere Zuckerl im Programm zu haben, zum Beispiel die umjubelte "Ariodante" von Pfingsten am 28. August.

APA:Was sind heuer für Sie persönlich die besonderen Stücke?

Rabl-Stadler: Dass der "Jedermann" ein Erfolg wird, ist wichtig. Nicht bloß aus finanziellen Gründen. Er ist das Herzstück der Festspiele. Der "Jedermann" muss gut sein. Dass es jetzt endlich gelungen ist, Tobias Moretti zu überzeugen, ihn zu spielen, freut mich besonders.

APA:Die Vorbereitungszeit ist wegen der Neuinszenierung heuer besonders kurz. Ist der Druck sehr groß?

Rabl-Stadler: Es ist tatsächlich ein Riesendruck. Aber da ich selbst ein Mensch bin, der den Druck des nächsten Termins braucht, ist mein Mitleid enden wollend. Ein Riesenkompliment muss ich auch unserem Technischen Direktor und seinem Team machen. Man braucht für den "Jedermann" zwei Bühnenbilder, eines für drinnen und eines für draußen, die spektakulär und trotzdem ganz schnell auf- und abbaubar sein müssen.

APA:Wie schaut es mit den diesjährigen Opern aus?

Rabl-Stadler: Wenn alles wie geplant geht, wird "Wozzeck" Festspielgeschichte schreiben. Ich habe bei der Bauprobe gesehen, was William Kentridge macht. Er ist ein Global Player im besten Sinne des Wortes. Er gehört zu den wichtigsten zeitgenössischen bildenden Künstlern. Seine Filme und Videos sind grandios. Der ganze "Wozzeck" ist in die Atmosphäre des Ersten Weltkriegs versetzt, wie "Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus. Ich finde das ungeheuer packend. Das hat so einen Drive. Und (Matthias, Anm.) Goerne wird natürlich ein toller "Wozzeck" sein, und unserer "Marie", Asmik Grigorian, geht ein besonders guter Ruf voraus. Ich bin schon sehr gespannt, von ihr zu hören.

APA: Die anderen Opern?

Rabl-Stadler: Alle unsere Opern haben 2017 das Zeug, Festspielgeschichte zu schreiben. Damit dies gelingt, brauchen wir Glück. Die Eröffnungsoper "Titus" mit dem Dream-Team Peter Sellars und Teodor Currentzis, die "Aida" mit Riccardo Muti, dem besten Verdi-Dirigenten, und dem Rollendebüt von Anna Netrebko. "Lady Macbeth von Mzensk", erstmals mit dem wunderbaren Mariss Jansons als Operndirigent in Salzburg, und "Lear", die zeitgenössische Oper mit Franz Welser-Möst und den herrlichen Wiener Philharmonikern.