In Loriots berühmtestem Sketch „Die Nudel“ versaut ein Spießer beim Spaghettiessen seine beabsichtigte Liebeserklärung an Hildegard, weil ihm dauernd ein Nudelrest an der Lippe, am Ohr, an der Wange, auf der Nasenspitze pickt.

So ähnlich, wenn auch nicht so klamaukig und mit umgekehrten Vorzeichen, geht es Ben: Er möchte seiner Lucy endlich einen Heiratsantrag machen, aber sie hat auch dauernd etwas am Ohr. Ein Telefon nämlich, über das sie erst mit einer plappernden Busenfreundin verbunden ist, dann mit einem über Gerüchte empörten Freund, einem verirrten Anrufer oder der Zeitansage. Womit Ben, wegen seiner dringlichen Abreise immer zappeliger, einfach nie zu Wort kommt. Bis er ...

Ja, quasi eine „Liebe zu dritt“ (Untertitel) schildert Gian Carlo Menotti in seinem Einakter „Das Telephon“. Die Opera buffa des Italoamerikaners von 1947 hat Christian Thausing leichtfüßig ins Heute verlegt. Beim Grazer Regisseur ist es das vermaledeite Handy, diese elektronische Hirnfessel, die zum Ungeduldspiel führt. Und das Spielfeld ist nicht mehr ein Apartment irgendwo in den USA, sondern ein Gartencafé in Graz, das Ausstatterin Barbara Häusl elegant auf die Murinsel gesetzt hat, wo nicht unproblematische Mikroports und Lautsprecher notwendig sind.

Menottis Werk ist der vierte und letzte „Kurzgenuss“ der Saison, den die Oper und die Kunstuniversität Graz als Melange der beiden Häuser und ihrer Künstler servieren. Luftig und leicht diesmal. Von Statisten und auf Riesendisplays (Video von Herwig Baumgartner) wird fröhlich gemailt, getwittert, gewhatsappt und gefacebookt. Tatiana Maksimova leitet vom Klavier aus gelassen das Tohuwabohu des Pärchens. Die 25-jährige Thailänderin Lalit Worathepnitinan (Sopran) ist als Lucy eine überzeugende Nervensäge mit Sprechdurchfall. Und David McShane (Bariton) aus dem Opernensemble, der nach Abnahme der Grauhaarperücke zwischendurch auch als er selbst über Leben und Lieben, über Scheidungen und Entscheidungen sinniert, darf georgeclooneyesk den Charmeur in der emotionalen Warteschleife spielen. Bis er ...

© Nikola Milatovic