Sag zum Abschied noch laut Servus! Dirk Kaftan erwählt sich jedenfalls einen starken Abgang, bevor er auf den Posten des Generaldirektors in Bonn wechselt.

Der Hesse, von 2006 bis 2009 Erster Kapellmeister und seit Herbst 2013 Chefdirigent der Grazer Oper und des Grazer Philharmonischen Orchesters, ist zum Ende der Saison und seiner Amtszeit noch sehr präsent. So dirigiert der 46-Jährige an vier Abenden Leonard Bernsteins „West Side Story“, eine in den Hauptrollen neu besetzte, erneute Wiederaufnahme der Erfolgsproduktion aus 2008. Auch beim sehenswerten Doppelpack von Alexander Zemlinskys „Zwerg“ und Luigi Dallapiccolas „Gefangenen“ steht er noch einmal am Pult. Und zuletzt ruft er seinem Publikum „Wünsch Dir was!“ zu: „Chefkoch Dirk Kaftan und sein Team servieren ein illustres musikalisches 13-Gänge-Opernmenü“, verspricht man am 25. Juni in jedem Fall Kulinarisches.



Eine Delikatesse steht auch morgen und übermorgen (29./30. Mai) auf dem Menüplan des 9. Orchesterkonzerts im Musikverein: Kaftan und die Philharmoniker bringen mit „Columbus“ von Heinrich von Herzogenberg eine echte Rarität auf die Bühne des Stephaniensaals. Die dramatische Kantate für Soli, Chor und Orchester des Grazer Komponisten wurde ebendort am 4. Dezember 1870 uraufgeführt.

Das vom damals 27-Jährigen selbst erstellte Libretto schildert das Seeabenteuer des Genueser Entdeckers (Andrè Schuen) mit seinem Freund Fernando (Michael Schade) und einem Bootsmann (Markus Butter), der die Besatzung aufstachelt, da die Hoffnung auf den erlösenden Ruf „Land in Sicht!“ immer mehr schwindet.

Die ungewöhnliche Melange aus Bühnen- und Konzertstück wurde als „Bekenntnis zu Wagner“ gedeutet. Herzogenberg (1843 im Grazer Haus Prokopigasse 2 geboren und anno 1900 in Wiesbaden gestorben) wandte sich – auch unter dem Einfluss seiner Frau Elisabeth, einer virtuosen Wiener Pianistin – in seinen späteren Kompositionen allerdings von den „modernen“ Einflüssen ab und folgte eher den Spuren seines Freundes Johannes Brahms.

Bohuslav Martinu: „Die Griechische Passion“. Der Oper Graz gelang mit dem Vierakter aus 1964 im Vorjahr eine bewegende Liturgie des Todes. Das von Lorenzo Fioroni inszenierte Theaterereignis mit Rolf Romei in der Hauptrolle und Dirk Kaftan am Pult ist bei Oehms als CD erschienen.
Bohuslav Martinu: „Die Griechische Passion“. Der Oper Graz gelang mit dem Vierakter aus 1964 im Vorjahr eine bewegende Liturgie des Todes. Das von Lorenzo Fioroni inszenierte Theaterereignis mit Rolf Romei in der Hauptrolle und Dirk Kaftan am Pult ist bei Oehms als CD erschienen. © KK