Der Konzertsaal der Wiener Sängerknaben, das MuTh (Musik und Theater), feiert heuer seinen fünften Geburtstag. Elke Hesse, Direktorin des im Dezember 2012 eröffneten Hauses, zeigte sich bei der Programmpräsentation für die kommende Saison sehr zufrieden mit der Entwicklung. Sowohl die Besucherzahl als auch die Zahl der Veranstaltungen konnte seit der ersten Saison verdoppelt werden.

"Es war schon ein gewagtes Projekt, das von allen genau beäugt wurde", sagte Hesse bei der Pressekonferenz am Mittwoch. "Es hat wie ein Experiment ausgesehen." Der Bau des Konzerthauses am Augartenspitz war von heftigen Protesten der Anrainer und der Grünen gegen den Standort begleitet worden. Mittlerweile sei das MuTh in der Wiener Kulturszene fest verankert. "Es wurde hier ein besonderer Ort, genau jener Ort, den wir haben wollten", zog Hesse Bilanz.

Waren es in der ersten kompletten Saison 2013/14 noch 31.000 Besucher bei 150 Vorstellungen, konnten 2015/16 rund 60.900 Besucher bei 278 Veranstaltungen begrüßt werden. Auch für die laufende Saison 2016/17 zeichne sich ein gutes Ergebnis ab, freute sich Hesse: Heuer werden rund 65.000 Besucher erwartet, was einer Auslastung von rund 70 Prozent entspreche.

Das MuTh erhält keine staatlichen Subventionen. "Das gibt mir Freiheit, ich kann sehr unbelastet arbeiten", sagte Hesse. 60 Prozent des Budgets muss das Haus selbst erwirtschaften, die restlichen 40 Prozent kommen von der POK Pühringer Privatstiftung. Diese plane "eine Außenstelle" des MuTh in der Schweiz, berichtete Hesse. In Vitznau (Kanton Luzern) soll ein neuer Konzertsaal mit einer dem MuTh ähnlichen Struktur entstehen. Der Konzertsaal, der ebenfalls von Hesse geleitet werden wird, soll 2021/22 eröffnet werden und unter anderem die Eigenproduktionen des MuTh zeigen.

"Was wir uns erwartet haben und was uns auch gelungen ist, ist mit dem Konzertsaal in der Wiener Gesellschaft präsent zu sein", sagte Gerald Wirth, künstlerischer Leiter der Wiener Sängerknaben, der per Skype aus Japan, wo ein Konzert der Sängerknaben stattfindet, zugeschaltet wurde. Der Saal biete zum einen für die Kinder und deren Ausbildung "einen Riesenvorteil", meinte er. Außerdem sei er essenziell, um das Thema Kinderoper besser präsentieren zu können.

Eine große Rolle spiele auch die Musikvermittlung, sagte Hesse. Die Schulveranstaltungen, bei denen Lehrer-Workshops zur Vorbereitung, eine kurze Werkseinführung vor dem Stück und eine schulgerechte Aufführung kombiniert werden, seien in der laufenden Saison zu Hundert Prozent ausverkauft gewesen.

In der kommenden Saison stehen Kammermusik, Kinderopern und die Konzerte der Wiener Sängerknaben, die etwa 30 Prozent der Veranstaltungen ausmachen, auf dem Programm. Der fünfte Geburtstag wird am Abend des 9. Dezember mit einem Fest gefeiert. Davor findet ein Weihnachtskonzert statt. Am 5. Mai 2018 wird es außerdem ein "5er-Konzert" geben, bei dem ausschließlich Quintette und das jeweils genau fünf Minuten lang spielen werden.

Kammermusik-Freunde kommen auch in der Saison 2017/18 wieder auf ihre Kosten. Auf dem Programm stehen unter anderem Konzerte mit den Bartolomeys, dem Steude-Quartett, Christian Altenburger, Gottlieb Wallisch und dem Minetti-Quartett, das heuer erstmals im MuTh auftritt. Zudem gibt es den Zyklus "Kammermusik anders", bei dem unter anderem der als Puppenspieler und Regisseur bekannte Nikolaus Habjan (8. Oktober 2017) als Kunstpfeifer auftreten wird.

Auf dem Programm steht außerdem ein Kinderoper-Zyklus für Kinder ab sechs Jahren. Die Wiener Taschenoper bringt die moderne Kinderoper "Der kleine Harlekin" (Premiere 23. September 2017) sowie die "Zauberflöte" (Premiere 25. April 2018) in einer kindgerechten Inszenierung ans MuTh, ein Gastspiel der Oper Zürich stellt den Kindern "Hexe Hillary geht in die Oper" vor. In der Wiederaufnahme der erfolgreichen MuTh-Produktion "The Little Sweep" sind die Wiener Sängerknaben zu erleben. Sie sind auch Teil des Projekts "Mozart - ein Zampano" (Premiere 3. November). Anlässlich des 100. Geburtstags von Gottfried von Einem wird die Kinderoper "Tulifant" (Premiere 12. Mai 2018) aufgeführt.

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