Teodor Currentzis mit Freibrief, Beethoven in toto und ein Wienerlied über die Kultursubventionen: Breit ist der musikalische Bogen, den das Wiener Konzerthaus in der Saison 2017/18 schlägt. "Es geht eigentlich nicht besser - es sind alle da", freute sich Intendant Matthias Naske bei der Präsentation am Mittwoch über die Vorhaben: "Dieses Haus ist das Gegenteil von einem potemkinschen Dorf."

Rund 560 Eigenveranstaltungen sind in der kommenden Saison vorgesehen, zu denen nochmals 300 Fremdvermietungen kommen. Dabei werden 59 Abozyklen angeboten - von denen einer vom greco-russischen Dirigentenstar Teodor Currentzis gestaltet wird, der bereits in der laufenden Saison Porträtkünstler am Haus ist und nun stärker an das Konzerthaus gebunden wird. "Ich bin ein Freund von Allianzen", unterstrich Naske: "Deshalb machen wir nun einen Schritt, der noch mehr Freiheit erlaubt". Der Currentzis-Zyklus beinhaltet sechs Konzerte, unter anderem mit seiner MusicAeterna, der Camerata Salzburg oder der Philharmonia Zürich. Als Sängerinnen hat er etwa die renommierte schwedische Mezzosopranistin Ann Hallenberg mit Mahlers "Kindertotenlieder" (13. Jänner) oder den russischen Nachwuchsstar Julia Lezhneva (13. September) an seiner Seite. Der 45-Jährige revanchierte sich in einer Videobotschaft für die gebotenen Möglichkeiten: "Das Wiener Konzerthaus ist das avantgardistischste Konzerthaus in Europa."

Zu den Porträtkünstlern der nächsten Spielzeit zählt das Ensemble Cuarteto Casals, das zwischen 16. und 25. Februar mit allen Beethoven-Streichquartetten als Vorschau auf den 250. Geburtstag des Komponisten 2020 zu hören ist. Ergänzt werden die Beethoven-Festspiele von den Wiener Symphonikern, die im Jänner alle neun Symphonien aufführen.

Porträtzyklen gibt es auch für Michael Schade, der unter anderem seine erste "Winterreise" am 30. November und gemeinsam mit Christiane Karg und Sunnyi Melles am 9. Jänner 2018 einen Schumann-Abend gestaltet, für die Dirigentin Barbara Hannigan oder den Bratschisten Antoine Tamestit, der gleich mit neun Konzerten vertreten ist. "Wenn man einem Bratschisten den kleinen Finger für ein Porträt reicht, dann nimmt er die ganze Hand", so Naske amüsiert.

Konzerthaus-Intendant Matthias Naske
Konzerthaus-Intendant Matthias Naske © APA/HERBERT NEUBAUER

Und das Wienerliedduo Die Strottern kommt viermal zum Einsatz. In diesem Rahmen wird es auch ein eigenes Auftragslied zum Subventionsverhältnis der Stadt Wien und dem seit Jahren von Schulden gedrückten Haus schreiben. Schließlich zeigt sich Naske über diese Beziehung nach wie vor nicht wirklich zufrieden: "Das Publikum trägt uns - die Stadt Wien ist es nicht." Man habe einen Eigendeckungsgrad von rund 88 Prozent - während der Schnitt der Unterstützung durch die öffentliche Hand bei Konzerthäuser europaweit bei 45 Prozent liege. Die Frage sei: "Warum wacht die Kulturpolitik nicht auf?"

Solange diese Frage nicht beantwortet ist, müsse man immer noch etwas untertourig fahren. Aber auch in niedrigem Gang lassen sich Großprojekte stemmen. Und dazu gehören etwa sämtliche Symphonien Gustav Mahlers, die von den Philharmonikern, Symphonikern, dem NDR Elbphilharmonie Orchester oder dem RSO interpretiert werden. Einzig Nr. 8 fehlt in der Saison 2017/18 - und wird am 11. und 12. Mai 2019 mit den Philharmonikern unter Franz Welser-Möst nachgeholt.

Und dass das Konzerthaus nicht nur im Klassik, sondern auch im Jazzbereich seine Position halten will, verdeutlichen die Namen, die sich für die kommende Saison angekündigt haben. Vertreten sind etwa Diana Krall (18. September) oder Chick Corea (23. November) ebenso wie Wynton Marsalis (30. Jänner). Und im Zyklusrahmen treffen die heimischen Brassgrößen wie Federspiel, Mnozil Brass oder Franui auf ihre New Yorker Kollegen Red Baraat, die am 24. Mai im Konzerthaus loselegen. "Ich bin sicher, dass sich das Haus um ein paar Zentimeter heben wird an dem Abend", prognostizierte Naske.

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