Noch sind es fast zwei Jahre, bis Kirill Petrenko an die Spitze der Berliner Philharmoniker tritt. Doch erstmals seit seiner Ernennung zum designierten Chefdirigenten als Gast am Mittwoch (22. März) das Orchester. Der Auftritt ist erst sein vierter überhaupt mit den Berlinern. Der in Sibirien geborene Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper wird 2019 Nachfolger von Sir Simon Rattle.

Die Philharmoniker hatten Petrenko (45) im vergangenen Jahr erst im zweiten Anlauf gewählt, nachdem sie zuvor keine Mehrheit für einen Kandidaten zustande gebracht hatten. Das Interesse an Petrenko ist im Philharmoniker-Publikum enorm. Der Erwartungsdruck, schreibt "128", das Magazin der Berliner Philharmoniker, in seiner jüngsten Ausgabe, "oder sagen wir lieber: der Horizont der Hoffnungen tendiert nach unendlich".

Petrenko dirigiert an zwei Abenden ein Programm, das von der Wiener Klassik über die Romantik bis zur zeitgenössischen Musik reicht: Neben Wolfgang Amadeus Mozarts Haffner-Symphonie und Peter Tschaikowskys "Pathetique" spielt das Orchester "The Wound-Dresser" des Amerikaners John Adams. Diese Werke wird Petrenko auch zum Auftritt der Philharmoniker am 8. April bei den Osterfestspielen in Baden-Baden dirigieren.

Generalmusikdirektor

Petrenko ist kein Unbekannter in Berlin. Bis 2007 war er Generalmusikdirektor an der Komischen Oper, wo er große Erfolge feierte. Mit 35 Jahren wurde er von der Zeitschrift "Opernwelt" zum "Dirigenten des Jahres" gewählt, den Titel holte er sich 2015 ein weiteres Mal. Der als bedächtig geltende Dirigent, der seit Jahren keine Interviews mehr gibt, hat eine steile Karriere hinter sich.

In Berlin tritt er in die Fußstapfen von Philharmoniker-Chefs wie Wilhelm Furtwängler, Herbert von Karajan und Claudio Abbado. "Man kann es gar nicht in Worte fassen, was in mir gefühlsmäßig vorgeht: von Euphorie und großer Freude bis zu Ehrfurcht und Zweifel ist da alles drin", hatte Petrenko nach seiner Ernennung erklärt.

Der 1972 in Omsk geborene Musiker zog 1990 mit seinen Eltern nach Vorarlberg. Nach einem Konzertexamen als Pianist ging er zum Dirigierstudium nach Wien. Danach wurde er Kapellmeister bei der Wiener Volksoper, mit 27 Jahren dann Generalmusikdirektor in Meiningen. Dort dirigierte er einen Aufsehen erregenden "Ring", den er 2013 dann auch in Bayreuth (mit Frank Castorf als Regisseur) einstudierte.

Der Bayerischen Staatsoper bleibt Petrenko bis 2021 erhalten und wird 2019 und 2020 zugleich in München und Berlin arbeiten. Rattle verlässt Berlin bereits 2018, das Orchester wird deswegen ein Jahr lang ohne Chefdirigent spielen. In seiner letzten Münchner Saison, die im August 2021 endet, soll der Russe nicht mehr als Generalmusikdirektor, sondern als Gastdirigent präsent sein.