Wem es gelingt, den ausgelutschten Erzählungen von den Problemen des Erwachsenwerdens neue Facetten abzugewinnen, der gehört vor den Vorhang. Ein lauter Tusch für die amerikanische Schauspielerin Greta Gerwig („Frances Ha“, „Greenberg“), die nicht nur das Drehbuch schrieb, sondern es auch vom Regiesessel aus umsetzte.

Vor zehn Jahren verantwortete Gerwig gemeinsam mit Joe Swanberg die Regie bei „Nights and Weekends“. Nun war die mittlerweile 34-jährige Kalifornierin allein am Werk und konnte reüssieren. Dass aus den fünf Oscar-Nominierungen des Films kein Academy-Award resultierte, wird zu verschmerzen sein, denn schließlich wurde „Lady Bird“ mit dem Golden Globe als „Bester Film“ ausgezeichnet und Saoirse Ronan als „Beste Hauptdarstellerin“ gewürdigt.

Die 17-jährige Christine McPherson ist so etwas wie ein Wildfang. Sie fühlt sich mehrfach eingesperrt und behindert - durch ihre Familie, bestehend aus einer kontrollwütigen Mutter (Laurie Metcalf) und einem arbeitslosen, herzensguten Vater (Tracy Letts), sowie die katholische Highschool in Sacramento, der alles andere als mondänen Hauptstadt von Kalifornien. Wenn Mama wieder einmal auf die Nerven geht, lässt sich die via Selbstermächtigung auf „Lady Bird“ umgetaufte Tochter auch einmal aus dem fahrenden Auto fallen.

Diese Geschichte vom Loslösen aus der ungeliebten Umgebung, dem Ausbrechen und der Zukunftsprojektion an der Ostküste besticht durch fein ziselierte Figurenzeichnung und subversive Widerborstigkeit, die so ziemlich alles infrage stellt. In US-Medien findet sich häufig der Satz, das wäre ein Film für Frauen. Das stimmt so nicht: In der Figur dieser rebellischen Tochter und Schülerin werden sich viele Tramper auf dem Weg zum Erwachsenwerden wiedererkennen.