Fair produzierte Lebensmittel, umweltschonende Elektroautos, erneuerbare Energie – alles Lüge? Nach seinem Blick auf die düsteren Machenschaften der Industrie in „Plastic Planet“ nimmt Werner Boote nun Konzerne unter die Lupe, die den Konsumenten ein grünes Gewissen vorgaukeln. „Greenwashing“ lautet das Schlagwort, mit dem Firmen ihre unsauberen Produkte „reinwaschen“. Ein Milliardengeschäft, wie die Tour de Force des 52-jährigen Wiener Regisseurs zeigt. Dabei stets an seiner Seite: Kathrin Hartmann, eine konzernkritische Journalistin und Buchautorin.

Umweltzerstörern auf der Spur


Erstes Reiseziel des Aufdeckerduos ist Indonesien, wo die apokalyptischen Ausmaße der Regenwaldrodung durch Palmölproduzenten sichtbar werden. In Louisiana besichtigen sie einen mit Teerklumpen kontaminierten Küstenabschnitt, der die Bewohner bis heute an den Blow-out der BP-Ölplattform Deepwater Horizon im Jahr 2010 erinnert. Auch in Hartmanns deutscher Heimat sind die beiden einem Umweltzerstörer auf der Spur, der mit einem grünen Herzen wirbt. Am Rande eines Braunkohlereviers im Rheinland stehen ein paar Windräder, mit denen der RWE-Konzern sein Engagement für erneuerbare Energie betont.


Neben Experten und Aktivisten kommen in dem Dokumentarfilm auch Betroffene zu Wort, die mit den negativen Auswirkungen einer auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Wirtschaft konfrontiert sind. Den schockierenden Bildern einer entfesselten Konsumgesellschaft stellt Boote ein „good cop, bad cop“-Konzept gegenüber. Während er vor der Kamera den naiven Konsumenten mimt, übernimmt Hartmann die Rolle der Expertin. Das Resultat sind Pingpong-Dialoge, die nie die Ernsthaftigkeit des Themas aus den Augen verlieren.