Die ersten Filmeinstellungen zeigen eine Herzoperation. Damit ist die berufliche Position eines Protagonisten klargestellt. Steven Murphy (Colin Farrell) ist Herzchirurg in einer Klinik in Cincinnati. Er lebt mit seiner Frau Anna (Nicole Kidman), die Augenärztin ist, und mit seinen beiden Kindern Bob (Sunny Suljic) und Kim (Raffey Cassidy) in einem mondänen Haus in einem noblen Vorort.

Steven hütet ein Geheimnis: Er trifft sich mit dem 16-jährigen Martin (Barry Keoghan). Als dieser unangekündigt in der Klinik auftaucht, erzählt er seinem Anästhesiekollegen Matthew (Bill Camp), der Bub sei ein Schulkollege seiner Tochter und wolle Kardiologe werden. Was offensichtlich nicht stimmt. Steven schenkt Martin eine Uhr, dieser lädt den Arzt zu sich und seiner verwitweten Mutter (Alicia Silverstone) nach Hause ein. Martin will die beiden verkuppeln, was nicht funktioniert. Schließlich kommt heraus: Martin macht Steven für den Tod seines Vater verantwortlich und droht unverblümt: „Du hast ein Mitglied meiner Familie getötet, jetzt musst du ein Mitglied deiner Familie töten.“

Diese Anspielung auf den antiken Mythos, in dem Göttin Artemis Agamemnon für den Abschuss eines Hirschen bestraft und ein Seher dem König rät, seine Tochter Iphigenie zur Sühne zu opfern, drückt sich im Filmtitel und in der Geschichte aus.

Regisseur Giorgos Lanthimos schafft mit der intensiven Filmmusik (Kompositionen von Bach, Schubert, Ligety) und den eindrücklichen Bildern von Thimios Bakatakis (Kamera) einen gefühlskalten Thriller, der neben dem mythologischen Verweis über eine ordentliche Portion Irrealität verfügt. Lanthimos Film weicht meilenweit vom gängigen cineastischen Angebot ab und ist eine Auseinandersetzung in jedem Fall wert.