Mitunter weiß man nicht, ob die vorgeführten Szenen aus Archivaufnahmen stammen oder neu inszeniert sind. Detroit im Sommer 1967. Vor den Augen der Zuschauer entfaltet sich eine repressive Lebenswelt.

Polizisten gehen gegen einen von Schwarzen frequentierten Club vor. Die Situation schaukelt sich auf, zu viel hat sich an Frust und Unterdrückung angesammelt. Auf der Straße kommt es zu Zusammenstößen zwischen Polizei und schwarzer Bevölkerung. Die Knüppel fliegen, die Einheimischen plündern und zerstören Geschäfte.

Gelegentlich stockt einem der Atem: zum Beispiel, wenn ein Soldat sein Maschinengewehr auf ein Mädchen richtet, das am Fenster hinter einem Vorhang hervorschaut. Oder wenn Feuerwehrleute an ihrer Arbeit gehindert werden. 43 Tote werden gezählt und weit über tausend Verletzte.

Regisseurin Kathryn Bigelow versteht es wie kaum jemand, beklemmende Situationen auf der Leinwand entstehen zu lassen. Man braucht nur an ihr Oscar-gekröntes Irak-Drama „The Hurt Locker“ zu denken.

In „Detroit“ konzentriert sie sich nun auf die Geschehnisse im schließlich von Schwarzen bewohnten Algiers Motel. Ein junger Typ schießt mit einer Spielzeugpistole aus dem Fenster. Die Sicherheitsbehörden glauben, hier haben sich Scharfschützen verschanzt. Das Motel wird gestürmt, der Streifenpolizist Philip Krauss (Will Poulter) sucht den vermeintlichen Schützen und dessen Waffe mit besonderem Nachdruck und scheut dabei weder vor Schikane noch Folter zurück.

Bigelow rekonstruiert mit ihrem halb dokumentarischen Inszenierungsstil eine tragische Epoche der US-Geschichte. Denkt man an das Massaker von Charleston im Sommer 2015, fragt man sich, was los ist in diesem Land.