Der Begriff Morgengrauen bekommt in Francis Lees Debütfilm eine spezielle Bedeutung. In aller Herrgottsfrüh schaut die Kamera in einer ziemlichen verlassenen Gegend auf ein einsames Haus, in dem in einem Zimmer ein Licht aufgedreht wird. Auf der Tonspur sind seltsame Geräusche zu hören. Der Zuseher wird ins Hausinnere geführt und sieht wie ein junger Mann die Klomuschel umarmt und sich übergibt. Ein Frühstück später weiß man mehr.

Schauplatz ist ein Bauernhof in den Penning Hills in der Grafschaft Yorkshire im Norden Englands. Der Bauer (Ian Hart) leidet an den Folgen eines Schlaganfalls und ist nicht mehr imstande den landwirtschaftlichen Betrieb zu führen. Sein Sohn Johnny ist in die Bresche gesprungen und scheint darüber alles andere als froh zu sein. Vor Jahren hat Johnnys Mutter das Weite gesucht und ist in den Süden Englands verschwunden. Johnnys Großmuttter (Gemma Jones) führt den Haushalt. Geredet wird in der Familie kaum, und wenn, dann hagelt es Vorwürfe.

Johnny besäuft sich regelmäßig und wenn sich die Gelegenheit bietet, wie nach einer Viehversteigerung, hat er schnell abgespulten Sex mit einem jungen Mann. Die Tristesse ist in jeder Sekunde greifbar.
Zur Unterstützung bei der harten Arbeit wird ein rumänischer Gastarbeiter angeheuert: Gheorghe (Alec Secareanu). Johnny begegnet ihm mit Misstrauen, das schließlich einer intensiven Beziehung weicht. Erstmals wird im Film Herzenswärme und Zärtlichkeit spürbar.

Emotionen, die Johnny bisher fremd waren und die ihm neue Perspektiven eröffnen, die ihn erst recht wieder überfordern. Der englische Regisseur Francis Lee gewann mit seinem Film heuer beim Sundance-Festival und räumte danach bei noch weiteren Festivals etliche Preise ab.