Ödön von Horváth lässt in seinem 1937 im Exil erschienenen Roman „Jugend ohne Gott“ einen Lehrer über eine Stelle im Aufsatz eines Schülers stolpern. Bei der Rückgabe der Arbeit merkt er an, dass auch Schwarze Menschen seien. Danach gerät der Lehrer unter Druck: wegen des „Gifts der Humanitätsduselei“, die er mit solch einer Behauptung versprühe. Die Nazis setzten Horváths Roman wegen seiner „pazifistischen Tendenz“ auf die Liste „des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“.

In Alain Gsponers gleichnamigem Film ist die „Jugend ohne Gott“ in einer nahen Zukunft angesiedelt, in der das Loblied auf die Hochleistungsgesellschaft angestimmt werden muss. In einer Schulklasse wird gerade der kommende Ausflug in ein Camp im Gebirge besprochen. Dort stehen diverse Prüfungen an und dabei wird sich erweisen, wer tauglich für den Besuch einer sehr exklusiven Universität sein wird.

Die Campleiterin, eine angebliche Psychologin (Anna Maria Mühe), stellt gleich klar: Mit sozialen Medien, elektronischen Geräten und Mobiltelefonen ist es hier vorbei. Schüler Zach (Jannis Niewöhner) darf sein (analoges) Tagebuch behalten, weil er ein entsprechendes Gutachten vorweisen kann, wie wichtig dieses für die Trauerarbeit nach dem Suizidtod seines Vaters ist. Alle im Camp bekommen einen Chip implantiert. Big brother is watching you.

Schließlich kommt es zu einem Todesfall im Camp, das nicht von ungefähr auf die „Tribute von Panem“ verweist, und die Situation gerät ins Rutschen. Da outet sich der mitgefahrene Lehrer (Fahri Yardim) mit Skrupeln, ein anderer Schüler (Jannik Schümann) als richtiger Kotzbrocken. Kaum eine Filmfigur entfaltet hier so etwas wie Gestalt und Eigenleben. Stattdessen gibt es viel Auslauf für Klischees.