Das war eine besondere Berlinale-Premiere: Die Hauptdarstellerin Marie Bäumer (48) hat am Montagabend nach der Vorstellung des Romy-Schneider-Porträts "3 Tage in Quiberon", einer österreichischen Koproduktion, viel Beifall bekommen und eine emotionale Dankesrede gehalten. Sie bedankte sich unter anderem mit brüchiger Stimme bei Regisseurin Emily Atef für die "unglaubliche Reise".

Dann versammelte sie stellvertretend ihre Kollegen Charly Hübner, Robert Gwisdek und den aus Linz stammenden Theaterstar Birgit Minichmayr um sich. "Ich war irgendwo im Nebel verschwunden in dieser Zeit, und ich habe aber gesehen und gespürt, wie unglaublich ihr da um mich rum wart." Auch für Festivalchef Dieter Kosslick fand sie warme Worte. Mit ihrer Darstellung der Schauspiellegende Romy Schneider (1938-1982) hat sich Bäumer ins Rennen um einen Silbernen Bären als beste Schauspielerin gebracht. "3 Tage in Quiberon" startete als zweiter von vier deutschen Filmen im Wettbewerb der 68. Internationalen Filmfestspiele Berlin.

"Ich werde weiterleben, und das erst recht." Das schrieb Romy Schneider zur Autorisierung unter das Manuskript des Interviews, das sie 1981 für die deutsche Illustrierte "Stern" gegeben hatte. Ein Jahr später war sie tot.

Der Berlinale-Wettbewerbsfilm "3 Tage in Quiberon" stellt dieses Interview, in dem die Künstlerin sich öffnete, wie kaum zuvor,  nach. Während dreier Tage in einem Diäthotel in Quiberon an der französischen Küste entsteht das Interview. Neben dem Fragensteller sind auch sein Fotograf Robert (Charly Hübner), der Romy Schneider von früher kennt, und ihre Kindheitsfreundin Hilde beim Gespräch dabei.

Regisseurin Emily Atef
Regisseurin Emily Atef © (c) AP (Markus Schreiber)

An sich sollte in dem Hotel Romys Körper entschlackt werden, doch sie setzt sich über alle Verbote hinweg, raucht und trinkt. Von einer Entschlackung der Seele erst gar nicht zu reden.

Marie Bäumer ist die Romy Schneider in der deutsch-österreichisch-französischen Koproduktion von Emily Atef. Birgit Minichmayr spielt Hilde. Robert Gwisdek gibt den zynischen Interviewer Michael Jürgs als Ekelpaket, die widerwärtige Seite des Journalismus. Immer wieder reicht er der Schauspielerin Wein oder Champagner. Doch auch so möchte die zerbrechliche Frau am Ende ihrer Kräfte reden.

Reden über ihr Leben, das sie nicht in den Griff bekommt, die fehlende Zuneigung der Eltern, ihre Schuldgefühle den eigenen Kindern gegenüber. Die Figur der Hilde ist die einzige fiktive Figur im Film. Es sei wenig bekannt gewesen über sie, sagte Birgit Minichmayr. "Deshalb war ich nicht in der Situation, jemanden nachzuspielen und dadurch relativ frei."

Ergreifendes Porträt einer Zerbrechlichen: Marie Bäumer sieht Romy Schneider täuschend ähnlich
Ergreifendes Porträt einer Zerbrechlichen: Marie Bäumer sieht Romy Schneider täuschend ähnlich © Filmladen

Der größte Teil des Schwarz-Weiß-Streifens spielt in Hotelzimmern, die meiste Zeit wird heftig geraucht. In der Pressekonferenz auf der Berlinale sagte Marie Bäumer am Montag, sie habe vor dem Film mit Romy-Schneider-Darstellungen abgeschlossen gehabt, "außer wenn es um einen Zoom am Ende ihres Lebens geht". Als Doppelgängerin der Leinwandlegende habe sie sich aber nie gesehen.

Regisseurin Atef wollte keine Hommage produzieren, sondern eine gebrochene Frau zeigen, die leben will. "Vielleicht ist es der erste wirkliche Spielfilm über Romy Schneider. Und jetzt kann man sie in Ruhe lassen."